Tunesien wählt Staatschef

Am Sonntag wählt Tunesien ein neues Staatsoberhaupt. Zum Urnengang sind rund sieben Millionen Bürger aufgerufen. 24 Kandidaten stehen für die Nachfolge des im Juli gestorbenen Präsidenten Beji Caid Essebsi zur Wahl. Der Ausgang der Abstimmung gilt als vollkommen offen.

Es ist erst das zweite Mal nach dem sogenannten "Arabischen Frühling" von 2011, dass die Tunesier ihr Staatsoberhaupt bestimmen können. Die Wahl sollen etwa 100.000 Sicherheitskräfte von Polizei und Militär überwachen.

Im Wahlrennen ist auch der amtierende Regierungschef Youssef Chahed. Sein wichtigster Herausforderer ist Abdelfattah Mourou von der moderat-islamischen Partei Ennahda. Sie stellt zum ersten Mal einen eigenen Kandidaten zur Wahl, nachdem man sie nach der Flucht Zine el-Abidine Ben Ali im Jahr 2011 wieder zugelassen hat. Überschattet wird der Urnengang von der Verhaftung des ebenfalls favorisierten Kandidaten Nabil Karoui. Die tunesische Justiz wirft ihm Geldwäsche und Steuerhinterziehung vor. Mit Slim Riahi und Mohsen Marzouk haben bereits zwei Kandidaten erklärt, sich aus dem Rennen zurückzuziehen. Es wird erwartet, dass keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht und es zu einer Stichwahl kommt.   

Das kleine nordafrikanische Land gilt als Ursprung der arabischen Aufstände von 2011 und hat nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali weitreichende demokratische Reformen eingeleitet. Allerdings kämpft das Land mit großen wirtschaftlichen Problemen. Die Arbeitslosigkeit ist besonders unter jungen Menschen hoch. In drei Wochen wählen die Tunesier zudem ein neues Parlament. (dpa)

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