US-Vizeaußenministerin Victoria Nuland reiste überraschend nach Niger, wo sie "äußerst offene und bisweilen recht schwierige" Gespräche mit Vertretern der Militärregierung, die den Sturz von Präsident Mohamed Bazoum verkündet hatten, geführt haben will.
Nuland traf sich mit Moussa Salaou Barmou, dem von der Militärregierung ernannten Generalstabschef der nigrischen Streitkräfte, sowie mit drei hohen Offizieren, die Barmou unterstützen. Die Gespräche dauerten zwei Stunden. Laut Nuland habe Washington Wege zur Wiederherstellung der demokratischen Ordnung in dem Land angeboten, aber die Vertreter der Militärregierung hätten "wenig Interesse daran gezeigt". Sie habe auch "klargemacht", was in der Beziehung der USA zu Niger auf dem Spiel stehe, hieß es.
Überdies sei von den Teilnehmern des Treffens eine mögliche Anwesenheit von Vertretern des privaten Militärunternehmens Wagner im Land angesprochen worden. Zuvor hatte AP berichtet, dass General Salifou Modi, ein Mitglied der nigrischen Militärregierung, die Gruppe Wagner um Hilfe gebeten habe, nachdem Jewgeni Prigoschin, der Gründer der Gruppe, seine Unterstützung für die Regierung zum Ausdruck gebracht haben soll.
Wie Nuland ferner behauptete, sei die Militärregierung nicht bereit, Soldaten der Gruppe Wagner aufzunehmen. Bei den Gesprächen sei ihr klar geworden, dass die Vertreter sich "der Risiken für ihre Souveränität, die mit einer Einladung Wagners verbunden sind, sehr bewusst" seien. Nuland offenbarte, sie habe auch mit dem von der Militärregierung gestellten Präsidenten Abdourahamane Tchiani und mit dem abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum sprechen wollen, was ihr aber verweigert worden sei. Die Treffen hätten aber "die Tür für weitere Gespräche geöffnet".
Nach dem Militärputsch in Niger Ende Juli wurden die Vorgänge nicht nur von westlichen Staaten, sondern auch von der Afrikanischen Union verurteilt. Die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) fordert die Freilassung des abgesetzten Präsidenten und die Wiederherstellung der "verfassungsmäßigen Ordnung" in Niger, wobei sie ein gewaltsames Eingreifen in die Situation nicht einschließt. Die Verteidigungsminister der westafrikanischen Staaten einigten sich auf einen Interventionsplan. Laut dem Wall Street Journal musste die ECOWAS diese Maßnahme jedoch aufschieben, da ihr die Zeit für die Vorbereitung einer Intervention fehlt.
Das russische Außenministerium bezeichnet die Geschehnisse in Niger als eine innere Angelegenheit des Landes und warnt vor einer Einmischung von außen. Zudem bezweifelt der Kreml, "dass eine Intervention außerregionaler Kräfte die Situation zum Besseren wenden kann".
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