Seit etwa zwei Wochen kommt der Sudan nicht mehr zur Ruhe. In einem der größten Länder Afrikas führt die Armee Luftangriffe und Straßenkämpfe gegen die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) durch, vor allem in der Hauptstadt Khartum.
Sudanesische Familien haben sich am Mittwoch an einem Grenzübergang zu Ägypten und in einer Hafenstadt am Roten Meer gedrängt. Sie versuchten verzweifelt, der Gewalt in ihrem Land zu entkommen, und warteten manchmal tagelang mit wenig Nahrung und ohne Unterkunft, berichtete die Associated Press. "Sudan befindet sich am Abgrund", befand UN-Generalsekretär António Guterres am Dienstag – und warnte zugleich davor, dass jede weitere Eskalation verheerende Folgen für die gesamte Region haben könnte.
In der Hauptstadt Khartum ließ die Intensität der Kämpfe am zweiten Tag einer dreitägigen Waffenruhe nach, und das Militär erklärte, es habe eine diplomatische Initiative zur Verlängerung der am Donnerstag auslaufenden Feuerpause um weitere drei Tage "zunächst akzeptiert".
Die Initiative, die von dem als IGAD (Intergovernmental Authority on Development) bekannten Handelsblock der acht ostafrikanischen Länder vermittelt wurde, soll auch direkte Verhandlungen zwischen dem Militär und den Rapid Support Forces beinhaltet haben.
Die RSF äußerten sich nicht unmittelbar zu der Initiative, die, wenn sie von beiden Seiten angenommen wird, einen wichtigen Durchbruch in einer Woche intensiver internationaler Diplomatie darstellen würde. Die beiden Rivalen, Armeechef General Abdel Fattah Burhan und RSF-Kommandeur General Mohammed Hamdan Dagalo, schienen bisher entschlossen, den jeweils anderen zu besiegen.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) bereitet sich nach eigenen Angaben darauf vor, dass in den kommenden Tagen und Wochen 270.000 Menschen aus dem Sudan in die Nachbarländer Tschad und Südsudan fliehen könnten. Beobachter warnen vor einer möglichen Destabilisierung beider Länder durch die massiven Flüchtlingsströme. Im Nachbarland Tschad suchten seit Ausbruch der Kämpfe bereits mehr als 20.000 Menschen Schutz; schon davor hielten sich dort mehr als 400.000 Sudanesen in Flüchtlingscamps auf. Auch in Port Sudan warteten zahlreiche Sudanesen und Ausländer, um sich für eine Fähre nach Saudi-Arabien registrieren zu lassen.
Im Sudan will De-facto-Präsident Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Daglo entmachten. Die beiden hatten durch zwei gemeinsame Militärputsche 2019 und 2021 die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern übernommen.
Mehr zum Thema - Lage im Sudan eskaliert: Waffenstillstand entpuppt sich als brüchig