WHO schlägt Alarm: Bewaffnete sollen im Sudan Labor mit gefährlichen Keimen besetzt haben

Während mehrere Staaten versuchten, ihre Bürger aus dem Sudan zu evakuieren, spitzt sich die Situation im afrikanischen Land kontinuierlich zu. Zuletzt sollen Kämpfer ein Medizinlabor mit Proben von lebensgefährlichen Erregern wie Polio und Cholera eingenommen haben.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Dienstag bekannt gegeben, dass eine Gruppe von Bewaffneten ein staatliches Medizinlabor mit Proben der Erreger von lebensgefährlichen Krankheiten wie Poliomyelitis, Masern und Cholera besetzt hat. Die internationale Organisation nannte die Situation "sehr, sehr gefährlich". Der WHO-Vertreter im Sudan, Nima Saeed Abid, sagte der Agentur AFP:

"Es gibt ein enormes biologisches Risiko im Zusammenhang mit der Besetzung des zentralen staatlichen Medizinlabors durch eine der kämpfenden Seiten."

Der WHO-Vertreter präzisierte nicht, welche Seite genau das Labor unter eigene Kontrolle gebracht hatte. Der Leiter des Labors in Khartum habe ihn am Montag angerufen, sagte Abid. Das Personal sei aus dem Labor hinausgeworfen worden. Nun werde das Gebäude als Militärstützpunkt genutzt.

Die UN-Gesundheitsbehörde bestätigte am Dienstag 14 Attacken auf medizinische Einrichtungen im Land während der Kämpfe. Dabei seien acht Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Ein Risiko seien zudem Stromausfälle, bei denen beispielsweise Blutkonserven unbrauchbar werden können. Auch andere chemische und biologische Risiken nähmen bei Stromausfällen zu.

Inzwischen sprach das sudanesische Gesundheitsministerium von 459 Toten und 4.074 Verletzten durch die Kampfhandlungen im Land. Die WHO teilte am Dienstag mit, sie könne diese Zahlen bislang nicht verifizieren.

Die sudanesischen Streitkräfte und die rivalisierende Miliz RSF hatten zuletzt unter Vermittlung der USA einen 72-stündigen Waffenstillstand vereinbart, um humanitäre Korridore zu öffnen und somit die Evakuierung von Zivilisten und Ausländern zu ermöglichen. Die Kämpfe waren Mitte April in der Hauptstadt und in anderen umliegenden Ortschaften ausgebrochen. Der Auslöser war ein Streit zwischen dem Militär und der Miliz, die eigentlich nach der Entmachtung von Präsident Omar al-Baschir im Frühjahr 2019 der Armee unterstellt werden sollen.

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