Nigeria: Bundesstaat reißt Slums ab – Tausende Menschen obdachlos

Nigerianische Behörden führen die Räumung von Slums am Wasser durch. Damit soll der Plan zur "Sanierung der Hafengebiete durch Beseitigung von Baracken" umgesetzt werden. Darunter leidet jedoch die Bevölkerung, denn mehr als 15.000 Familien wurden auf einmal obdachlos.

Am frühen Morgen des 30. Januar 2022 hatten die Bulldozer in der nigerianischen Stadt Urualla im Verwaltungsgebiet Port Harcourt Elendsviertel zerstört. Am Ende des Tages waren Hunderte von Menschen obdachlos geworden. Dies war nur der Beginn der Räumung von Slums am Wasser in der südnigerianischen Stadt gewesen.

Innerhalb von sechs Tagen wurden die Häuser von mehr als 15.000 Familien zerstört. Nach Angaben der Regierung soll damit die illegale Herstellung und der Verkauf von Diesel und Paraffin unterbunden werden.

Der Informationsbeauftragte des betreffenden Bundesstaates Rivers Paulinus Nsirim erklärte, die Regierung sei entschlossen, "die Hafenviertel zu säubern, indem sie alle Baracken entfernt, und vor allem ihren frontalen und äußerst erfolgreichen Kampf fortzusetzen, um den Staat von Kriminellen und unerwünschten Elementen zu befreien, die diese Hafenviertel in eine Diebeshöhle verwandelt haben".

Die ehemalige Einwohnerin des Elendsviertels Mary Prince wiederum sagte mit nassen Augen:

"Wir sind Flüchtlinge in unserem eigenen Staat. Gestern hat es geregnet, und alle meine Habseligkeiten waren durchnässt. Sie können sich eine Frau vorstellen, die seit einer Woche nicht mehr gebadet hat, weil sie nirgendwo mehr eine Möglichkeit dazu hat."

Der Gouverneur von Rivers Ezenwo Nyesom Wike hatte die Räumungen Anfang Januar angekündigt. Die Bewohner hingegen betonen, sie seien weder konsultiert worden, noch habe man ihnen eine Entschädigung angeboten, wie es das Gesetz verlangt.

Nach dem Gesetz sollten die Menschen in solchen Situationen eine Entschädigung oder eine alternative Wohnmöglichkeit erhalten. Mehr als einen Monat nach den Zwangsräumungen sind viele Menschen noch immer obdachlos, einige leben auf der Straße. Amnesty International fordert ein Ende der Abrisse und Unterstützung für die bereits Betroffenen.

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