Eine Analyse von Seyed Alireza Mousavi
Vor dem Hintergrund zunehmender politischer Spannungen zwischen Algerien und Marokko sowie bewaffneter Zusammenstöße zwischen der marokkanischen Armee und der Befreiungsorganisation Polisario in der von Marokko annektierten Westsahara, die von Algerien unterstützt wird, soll die israelische Flugzeug- und Raketenbaufirma Israel Aerospace Industries Gespräche über den Verkauf des Mittelstrecken-Boden-Luft-Raketensystems Barak 8 an Marokko gestartet haben. Das berichtete die israelische Zeitung Jerusalem Post am Donnerstag.
Vor mehr als einem Jahr nahm Marokko unter Vermittlung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump diplomatische Beziehungen zu Israel auf. Im Gegenzug erkannten die USA den marokkanischen Anspruch auf die Westsahara an. Marokko und Algerien stehen seither am Rande eines Krieges, da Algier als Schutzmacht der Polisario-Front für deren Unabhängigkeit kämpft.
Den Berichten zufolge haben Verhandlungen über die Barak-8-Abwehrraketen begonnen, als der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz das nordafrikanische Königreich Ende November 2021 besuchte, um ein Sicherheitsabkommen zwischen Israel und Marokko zu unterzeichnen. Der algerische Außenminister Ramtane Lamamra nannte den Verteidigungspakt seinerzeit eine "schmutzige Militärallianz".
Anfang November machten auch Berichte die Runde, dass Marokko daran interessiert sei, Israels Iron Dome zu kaufen, um sich gegen Bedrohungen aus der Luft wie Mörsergranaten, Raketen und Drohnen zu verteidigen. Rabat erhielt im Rahmen seiner Modernisierungsbemühungen bereits drei von Israel Aerospace Industries gebaute israelische Heron-Aufklärungsdrohnen im Wert von 48 Millionen US-Dollar.
Die verstärkte Zusammenarbeit mit Marokko ist Teil der israelischen Strategie, um unter anderem eine gemeinsame Front gegen Iran zu bilden. Algerien, das im August seine diplomatischen Beziehungen zu Marokko abbrach, steht im Nahostkonflikt traditionell auf der Seite der Palästinenser und unterstützt wiederum gewissermaßen Irans Strategie in der Region. Iran versucht nun, seine Beziehungen zu Algerien auf Basis seiner Widerstandsgeschichte gegen den französischen Kolonialismus zu erweitern, um eine neue Front gegen die westliche Politik in Nordafrika zu eröffnen. Die Annäherung an Algerien gibt Iran eine Möglichkeit, seine Präsenz im Mittelmeer nach dem Syrien-Konflikt zu verstärken. Marokko warf Iran längst vor, dass die von Teheran unterstützte Hisbollah-Bewegung der Befreiungsorganisation Polisario in der von Marokko annektierten Westsahara Waffen lieferte. Insofern entwickelt sich nach der Normalisierung der Beziehungen zwischen Marokko und Israel unter der Oberfläche ein neuer Stellvertreterkrieg zwischen Iran und Israel in Nordafrika.
Algerien nähert sich außerdem wieder stärker Russland an. Nach Angaben des Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstituts (SIPRI) entfielen zwischen 2016 und 2020 18 Prozent aller russischen Rüstungsexporte auf Afrika, mit Algerien als dem größten Importeur russischer Rüstungstechnologie. Das Land war einer der ersten Staaten, die das Raketenabwehrsystem S-400 erhielten. Im Bereich der Cyber-Abwehr setzt Algerien seit Jahren auch auf russische Technologie. Und seit dem israelischen Pegasus-Skandal hat dieser Aspekt der Sicherheitskooperation an Bedeutung gewonnen.
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