Nigeria hat 220 Millionen Einwohner und ist damit das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Bislang sind jedoch nur vier Millionen Menschen vollständig geimpft, das heißt gerade mal zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Das Land sah sich zu Beginn der Corona-Krise damit konfrontiert, Impfstoffspenden aus dem westlichen Ausland annehmen zu müssen. Diese wurden über die internationale Impfstoff-Initiative Covax koordiniert und in die Wege geleitet. Das aktuelle Problem: Die Medikamente hatten alle eine kurze Haltbarkeitszeit.
"Der Mangel an Impfstoffen hat das Land dazu gezwungen, die gespendeten Vakzine trotz ihrer kurzen Haltbarkeit anzunehmen", so die jüngsten Äußerungen des Direktors der National Primary Health Care Development Agency, Faisal Shuaib.
Die daraus resultierende Konsequenz: "Nigeria hat am Mittwoch mehr als eine Million Dosen abgelaufener AstraZeneca-Impfstoffe vernichtet, um der misstrauischen Öffentlichkeit zu versichern, dass sie aus dem Verkehr gezogen worden sind", so Reuters. Die Vernichtung erfolgte mehr als eine Woche, nachdem die Gesundheitsbehörden festgestellt hatten, dass die Haltbarkeit gespendeter COVID-19-Dosen nur noch wenige Wochen betrug.
Die Tagesschau hatte am 29. Oktober darüber informiert, dass "demnächst schon große Mengen an Corona-Impfstoffen vernichtet werden müssten". Der Grund: "Die Hersteller anderer Impfstoffe stellen offenbar Bedingungen, die eine schnelle Weitergabe der Impfstoffe an ärmere Länder unmöglich machen." In einem Schreiben vom 18. Oktober kritisiert Staatssekretär Thomas Steffen vom Bundesgesundheitsministerium das Verhalten der Impfstoffhersteller: "Wir werden demnächst vor einer Situation stehen, in der einige Länder große Mengen an Impfstoff vernichten müssen, der anderswo dringend benötigt wird." Reuters berichtete am 7. Dezember darüber, dass schätzungsweise eine Million COVID-19-Impfstoffe in Nigeria unbenutzt ablaufen werde.
Die Entsorgung der vernichteten Medikamente erfolgte auf einer Mülldeponie in der Hauptstadt Abuja. Ein Bulldozer zermalmte die in Kartons und Plastik verpackten Impfstoffe von AstraZeneca. Dies geschah in Anwesenheit von Gesundheitsbeamten und der Presse. Shuaib bestätigte der anwesenden Presse:
"Wir haben erfolgreich 1.066.214 Dosen abgelaufener AstraZeneca-Impfstoffe aus dem Verkehr gezogen. Wir haben unser Versprechen, den Nigerianern gegenüber transparent zu sein, gehalten. Die heutige Vernichtung ist eine Gelegenheit für die Nigerianer, Vertrauen in unser Impfprogramm zu haben." Nach Ansicht von Gesundheitsexperten muss Nigeria demnach seine Impfkampagne von knapp über 100.000 Dosen pro Tag verdreifachen, um das Ziel zu erreichen, bis Ende 2022 mehr als die Hälfte seiner Bevölkerung zu impfen.
Der nigerianische Gesundheitsminister Osagie Ehanire erklärte in dieser Woche, dass Nigeria zukünftig unter Berufung auf einen Beschluss des Präsidialausschusses keine Impfstoffe mit kurzer Haltbarkeitsdauer mehr akzeptieren wird.
Laut Mitteilung des deutschen Auswärtigen Amtes vom 15. Dezember spendete Deutschland 2021 über 100 Millionen Impfdosen an die Impfstoff-Initiative Covax. Zusätzlich spendete die Bundesregierung rund 7,7 Millionen Dosen bilateral, darunter an Namibia, Ägypten, die Ukraine, Vietnam, Ghana und Thailand. Mitte Dezember 2021 hatten damit insgesamt mehr als 49 Millionen Dosen deutsche Impfstoffspenden ihre Bestimmungsorte erreicht.
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