Studie: Menschenaffen in Afrika könnten bis 2050 nahezu ihren gesamten Lebensraum verlieren

Ein Forschungsprojekt von 50 wissenschaftlichen Einrichtungen und Schutzorganisationen hat die Entwicklung der Lebensräume von Menschenaffen in Afrika untersucht. Bis 2050 können sie um 80 oder 90 Prozent schrumpfen. Ursachen sind menschlicher Einfluss und die Erderwärmung.

Die Populationen von Gorillas, Schimpansen und weiteren Menschenaffen laufen Gefahr, bis zur Mitte des Jahrhunderts 80, wenn nicht 90 Prozent ihrer Lebensräume in Afrika einzubüßen. Das sind die Ergebnisse einer Studie, die an der Liverpool John Moores University koordiniert wurde.

Ursachen sind der Schwund an Wildgebieten durch Bergbau, Land- und Forstwirtschaft, die Ausdehnung von Siedlungsgebieten der Menschen und ihres Einflusses sowie der Klimawandel. "Schon wenn wir die ersten beiden Gruppen von Ursachen in all ihren Details heranziehen, müssen wir alarmierende Schlüsse für die Gefährdung der Affen ziehen", erklärt Joana Carvalho. Die Biologin modellierte die Szenarien und betont: "Doch wenn wir den Klimawandel dazunehmen sieht es zerstörerisch aus."

Menschenaffen haben eine besonders geringe Anpassungsfähigkeit an den Wandel der Lebensbedingungen. Das liegt in ihrem langen Reproduktionszyklus, den kleinen Gruppen und ihrer speziellen Ernährungsweise begründet. "30 Jahre reichen dafür einfach nicht aus", fügt Carvalho hinzu.

Für die Studie wurden Daten aus 20 Jahren Forschung weltweit verwendet. Sie beziehen sich auf Arten und Populationen, Gefahren in Varianten sowie Schutzmaßnahmen und ihre Wirkungen. Natürlich gibt es Unsicherheiten in den Szenarien, sagt die Biologin. "Doch es wird einen radikalen Wandel zum Schlechten geben. Schon jetzt können wir belegen, dass die Verbreitungsgebiete der Affen kleiner werden."

An dem Projekt waren Wissenschaftler von fast 50 Universitäten, Forschungseinrichtungen und Schutzorganisationen beteiligt. Sie entwickelten auch Szenarien je nachdem, ob wirkungsvolle Schutzmaßnahmen ergriffen werden oder nicht. Im ersten Fall werden die Tiere 85 Prozent ihrer Verbreitungsgebiete bis 2050 verlieren, im zweiten sind es 94 Prozent.

Vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig war Dr. Hjalmar Kühl beteiligt. Er fordert globale Bemühungen, um den Rückgang zu stoppen. "Alle Länder, die an den natürlichen Reichtümern teilhaben, stehen in der Verantwortung. Sie müssen für eine bessere Zukunft der Affenpopulationen, ihrer Lebensräume und der dort lebenden Menschen sorgen."

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