Die Seychellen gehen wegen der sprunghaft angestiegenen positiven PCR-Tests in einen zweiwöchigen Lockdown, wie Bloomberg berichtet. Die Tatsache überrascht, da das Land über 62 Prozent seiner Bevölkerung bereits mit beiden Dosen gegen das Coronavirus geimpft hat – und damit zur Zeit als Impfweltmeister vor Israel gilt.
Sämtliche Schulen sind seit dieser Woche geschlossen und sportliche Aktivitäten bzw. Veranstaltungen für zwei Wochen abgesagt. Dazu kommen das Verbot von Treffen aus mehreren Haushalten und die frühe Schließung von Bars.
Peggy Vidot, die Gesundheitsministerin des Landes, sagte auf einer Pressekonferenz am Dienstag:
"Trotz aller außergewöhnlichen Anstrengungen, die wir unternehmen, ist die COVID-19-Situation in unserem Land im Moment kritisch, mit vielen täglichen Fällen, die letzte Woche gemeldet wurden."
Die Inselgruppe im Indischen Ozean, die etwa 98.000 Einwohner hat, ist für einen Großteil ihrer Devisen vom Tourismus abhängig und hat Ende 2020 schnell gehandelt, um im Januar dieses Jahres mit den Impfungen zu beginnen. Dabei wurden chinesische Impfstoffe, die die Vereinigten Arabischen Emirate finanzierten, verwendet. Seitdem hat das Land auch weitere Impfstoffe beschafft.
Bis zum 12. April kamen 59 Prozent der verabreichten Dosen Sinopharm-Impfstoffe aus China. Der Rest stammte von Covishield, einer Version des Impfstoffs von AstraZeneca, der wiederum in Indien unter Lizenz hergestellt wird.
Laut dem Bloomberg Vaccine Tracker sind 62,2 Prozent der Bevölkerung der Seychellen vollständig geimpft. Zum Vergleich: Israel folgt mit 55,9 Prozent auf Platz zwei. Die Zahl der aktiven Fälle der Inselnation stieg laut dem Gesundheitsministerium von 612 am 28. April auf 1.068 am 3. Mai.
Von diesen Fällen sind 84 Prozent Seychellois und der Rest Ausländer, schrieb Daniel Lucey, klinischer Professor für Medizin an der Dartmouth Geisel School of Medicine, in einem Blogeintrag. Knapp zwei Drittel von ihnen sind wiederum entweder ungeimpft oder haben nur eine Dosis erhalten, während der Rest bereits beide Dosen verimpft bekam.
Während für die Infektionen im April noch keine Daten zur genetischen Sequenzierung vorliegen, wurde die Variante B.1.351, die erstmals Ende letzten Jahres in Südafrika identifiziert wurde, im Februar auch auf den Seychellen nachgewiesen.
Ein Vergleich zwischen Sinopharm, Covishield und ungeimpften infizierten Personen könnte mittels genetischer Sequenzierung und Daten über die Schwere ihrer Infektionen durchgeführt werden. Lucey weiter:
"Angesichts der weit verbreiteten internationalen Verwendung dieser beiden Impfstoffe gibt es globale Implikationen für das, was jetzt auf den Seychellen passiert."
Auf einer Pressekonferenz gaben Beamte wenig Auskunft darüber, was hinter dem Infektionsanstieg stecken könnte. Sie wiesen lediglich darauf hin, dass die Menschen weniger Vorsichtsmaßnahmen gegen das Virus ergreifen als zuvor und dass der Anstieg möglicherweise auf die Feierlichkeiten nach Ostern zurückzuführen ist.
Jude Gedeon, der Beauftragte für das öffentliche Gesundheitswesen auf den Seychellen, beantwortete weder Anrufe noch schriftliche Fragen des Nachrichtensenders Bloomberg, wie dieser selbst berichtet.
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