Staudamm-Streit: Äthiopien weist Berichte über Beginn der Aufstauarbeiten zurück

Der Streit um den Staudammbau in Äthiopien setzt sich fort. Medienberichten zufolge soll Addis Abeba mit den Aufstauarbeiten begonnen haben. Der Wasserminister des Landes bestreitet dies. Durch erhöhte Niederschlagsmengen würde mehr hinein- als herausfließen.

Im Streit um Afrikas künftig größten Staudamm hat Äthiopien nach eigenen Angaben noch nicht aktiv mit dem Aufstauen des Nilwassers begonnen. Wasserminister Seleshi Bekele sagte am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa:

Es gibt heftige Regenfälle, und es fließt mehr Wasser rein als raus.

Ein aktives Aufstauen sei dies allerdings nicht. Satellitenbilder des Staudamms hatten in den vergangenen Tagen in der Region für Diskussionen gesorgt, weil darauf zu sehen ist, wie sich das Wasser am Damm anstaute. Allerdings war dies auch in den vergangenen Jahren während der Regenzeit im Sommer der Fall, wie ältere Aufnahmen zeigen.

Die Nachbarstaaten Sudan und vor allem Ägypten stehen dem Füllen des Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) kritisch gegenüber. Die Afrikanische Union (AU) versucht in dem Streit zu vermitteln.

Das sudanesische Wasserministerium reagierte auf Berichte über ein mögliches Aufstauen des Nilwassers. Nach Auswertung von Messergebnissen kam es zu folgendem Schluss:

Es ist angesichts der Fließdaten an der Dimim-Grenzstation zu Äthiopien offensichtlich, dass es eine Reduzierung des Wasserspiegels gibt, die 90 Millionen Kubikmetern pro Tag entspricht – was das Schließen der Tore des Renaissance-Damms bestätigt.

In der Erklärung des Ministeriums wird erneut jegliches einseitige Handeln verurteilt. Der Sudan werde die Entwicklung in einer Art und Weise verfolgen, die seine nationalen Interessen wahren werde.

William Davison vom Think-Tank International Crisis Group meinte hingegen am Dienstag:

Bisher hat die Regierung nicht explizit erklärt, ob das hinter dem Damm zurückgehaltene Wasser mit dem Schließen der noch offenen Anlage zusammenhängt.

Unabhängig davon solle die Suche nach einer Kompromisslösung für die noch offenen Probleme weitergehen.

Auch der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte Äthiopien vor einem Alleingang gewarnt. Ägypten, das mehr als 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem Nil-Strom deckt, befürchtet, dass künftig zu wenig Wasser den Nil herabfließen wird. Der 4,6 Milliarden US-Dollar teure Damm, den Äthiopien auf dem Blauen Nil baut, sorgt seit Jahren für Streit. Addis Abeba will damit den für die ökonomische Entwicklung benötigten Strom erzeugen.

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(rt/dpa)