Türkei: Keine Doppelstandards - Islamophobie genauso verurteilen wie Angriff auf Charlie Hebdo

Am Rande seiner Teilnahme am Schweigemarsch von Regierungsvertretern aus mehr als 40 Ländern anlässlich der jüngsten Terrorakte in Frankreich verurteilte der türkische Regierungschef den Terrorismus, warnte aber davor, angesichts der Angriffe auf Moscheen und der grassierenden Islamfeindlichkeit in Europa mit zweierlei Maß zu messen.
Der türkische Premierminister Ahmet Davutoğlu hat die Terrorakte der letzten Tage in Frankreich während des Solidaritätsmarsches der Regierungsvertreter aus mehr als 40 Ländern am Sonntag scharf verurteilt, aber gleichzeitig vor Doppelstandards gewarnt. Auch Angriffe auf Moscheen und Islamophobie müssten ebenso deutlich verurteilt werden. "Die Botschaft an die gesamte Welt muss lauten, dass jeder sich gegen die Bedrohung durch den Terror stellen muss", betonte Davutoğlu vor Reportern in der türkischen Botschaft und fügte hinzu: "Wir erwarten die gleichen Sensibilitäten auch dann, wenn Moscheen angegriffen werden und die Islamophobie ihr Haupt erhebt." Mehr als 40 Regierungschefs und zahlreiche Minister, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, Israels Premierminister Benjamin Netanyahu und Russlands Außenminister Sergei Lawrow zogen in einem Schweigemarsch drei Kilometer durch Paris, vom Platz der Republik bis zum Platz der Nation. Mehr als drei Millionen Menschen schlossen sich dem Marsch an und zeigten auf diese Weise ihre Anteilnahme gegenüber den insgesamt 17 Todesopfern des Angriffs auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und einen koscheren Lebensmitteladen in Paris. In der Türkei wurde die Präsenz Davutoğlus als außerordentlich wichtig wahrgenommen, da dieser als Repräsentant eines großen Landes mit muslimischer Mehrheit an der Veranstaltung teilgenommen hat, schrieb AFP. "Die Position der Türkei ist eine an Prinzipien orientierte und wir werden diese Einstellung aufrechterhalten", betonte Davutoğlu und führte weiter aus: "Die Türkei nimmt überall auf der Welt den gleichen Standpunkt hinsichtlich des Terrors ein. Es kann keine Doppelstandards geben." Dies betreffe, so Davutoğlu, auch das, was er selbst als "Staatsterrorismus" bezeichne, der etwa gegen die Palästinenser oder in Syrien ausgeübt würde. Davutoğlu pflichtete dem französischen Präsidenten François Hollande bei, der deutlich gemacht hatte, dass die Terroristen, welche die schändlichen Akte in Paris ausgeführt hatten, "nichts mit der muslimischen Religion zu tun" hätten. Es müsse jedoch, so der türkische Premierminister, jetzt genauer untersucht werden, was die Täter, die in Paris aufgewachsen waren, dazu bewogen habe, derartige Attacken auszuführen. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der nach Paris gekommen war, um die Terrorakte zu verurteilen und den Familien der Opfer seine Anteilnahme auszusprechen, warnte vor islamfeindlichen Attacken als Reaktion auf die Anschläge. "Jede unbegründete Vorverurteilung und Generalverdächtigung spielt nur den Terroristen in die Hände und trägt zu einer Spirale der Gewalt bei", hieß es in seinem Statement, das die Vereinten Nationen am Wochenende veröffentlichten. Seit den Terroranschlägen in Paris gab es allein in Frankreich 15 dokumentierte islamfeindliche Übergriffen, die von Schmierereien und Brandstiftungen an Moscheen bis hin zu körperlichen Attacken auf Muslime reichten.