Neue BGR-Studie: Energieabhängigkeit Deutschlands von Russland wird unterschätzt

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) warnt in ihrem neuen Bericht zur Rohstoffsituation dringend davor, dass die Bundesregierung das Abhängigkeitspotenzial Deutschlands von russischen Energierohstoffen nicht unterschätzen dürfe. Knapp 35 Prozent der Erdölimporte und 39 Prozent des importierten Erdgases kommen aus Russland.
Mit dem Fokus auf Sicherung des "Technologiestandorts Deutschland" führt die BGR regelmäßige Evaluierungen bundesdeutscher Fundamentaldaten durch. Aus der Erhebung geht einerseits hervor, dass die deutsche Schwerindustrie im Bereich der Förderung einiger ausgewählter Rohstoffe weltweit führend ist. Deutschland ist ungeachtet der mit großem Aufwand durchgeführten Energiewende der weltgrößte Braunkohle-Produzent. Die Braunkohle gilt als die mit Abstand umweltschädlichste Energiequelle. Insgesamt führt die Bundesrepublik derzeit Rohstoffe im Gesamtwert von 143,8 Milliarden Euro ein. Und während es China in den letzten Jahren geschafft hatte, die Vereinigten Staaten vom strategisch wichtigen Thron als Land mit dem größten Einfluss auf den Rohstoffmärkten zu verdrängen, gehört Deutschland zu den Top-Energieverbrauchern der Welt. Dabei schrauben neben Metallen jeglicher Art vor allem die auf rund 70 Prozent aller Einfuhren insgesamt kommenden Energierohstoffe die Importbilanz in die Höhe. In diesem Zusammenhang wird deutlich, wie wichtig der russische Handelspartner für Deutschland ist. Knapp 35 Prozent der Erdölimporte und 39 Prozent des importierten Erdgases kommen aus Sibirien. Trotz forciertem Importrückgang von um 9,4 Prozent ist Russland der wichtigste Energiepartner Deutschlands. Moskau liefert jährlich Öl und Erdgas im Wert von 32,2 Milliarden Euro in die Bundesrepublik. Die insgesamt hohe Abhängigkeit Europas von ausländischen Energieträgern sorgt nicht nur für Kopfzerbrechen bei den Energieministern der EU, sondern weckt auch Begehrlichkeiten. Mit der Fracking-Revolution, die die Vereinigten Staaten zur Energie-Supermacht machte, wurde die besondere Position russischer Energieunternehmen im energiehungrigen Europa mindestens ebenso schnell zum Dorn im Auge, wie Washington vom Energieimporteur just zum globalen Energieexporteur aufporstieg. Die Abhängigkeit Deutschlands von Russland soll reduziert werden. Das geht jedoch nicht ohne weiteres. In ein entstehendes Vakuum würden nur andere Energieimporteure einspringen, beispielsweise die Öl-Emirate des Persischen Golfes oder die USA. Mindern könnte nur der Ausbau von Erneuerbaren Energien die Abhängigkeit, den die Bundesregierung aber nicht zuletzt auf Grund des bescheidenen Kosten-/Nutzen-Verhältnisses nur noch verhalten betreibt.