Razzia gegen islamistische Hizb ut-Tahrir-Organisation in Moskau - 12 Personen verhaftet

Im Zuge von Anti-Terror-Razzien gegen islamische Extremisten sind am Dienstag in der russischen Hauptstadt und im Umkreis von Moskau Dutzende Personen festgenommen worden. Ein Dschihad-Rekrutierer wurde inzwischen verurteilt.
Anti-Terror-Einheiten des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB sind gegen die islamistische und neofundamentalistische Organisation Hizb ut-Tahrir in Moskau vorgegangen. Berichten zufolge nahmen sie an terroristischen Aktivitäten teil und rekrutierten aktiv neue Mitglieder für den "Dschihad". Rund 20 Mitglieder wurden bei den Razzien in Gewahrsam genommen. Sie stammen größtenteils aus dem muslimisch geprägten Zentralasien, die meisten aus Tadschikistan. Literatur und andere Dokumente wie auch Computer wurden als Beweismaterial sichergestellt. Der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge werde indes gegen Dutzende andere Extremisten im Zusammenhang mit der Organisation Hizb ut-Tahrir ermittelt. Zahlreiche Strafverfahren seien eingeleitet worden. Am frühen Dienstag hat das Lefortowski-Bezirksgericht von Moskau Haftbefehle gegen zwei der Rekrutierung verdächtige Personen, Obidjon Dschurabajew und Abdukayum Maschkhudow, ausgestellt. Die Verdächtigen predigten die Schaffung eines islamischen Kalifats auf russischem Boden, erklärten gut informierte Quellen gegenüber Interfax. Sie fügten hinzu, dass Sicherheitskräfte bei Durchsuchungen der Häuser der Verdächtigen zwei gefälschte Pässe, elf Handy-SIM-Karten, sieben Speicherkarten, neun Handys, vier Bankkarten und eine Vielzahl Computer beschlagnahmten. Die namentlich nicht genannte Informationsquelle, auf die sich Interfax beruft, schließt Beziehungen von Hizb ut-Tahrir zum selbsternannten "Islamischen Staat" in Syrien und Irak – obwohl die Bewegung eher als Al-Qaida-nahe gilt – nicht aus. Die 1953 in Ostjerusalem gegründete Organisation Hizb ut-Tahrir strebt die Gründung eines Kalifats unter islamischem Recht (Scharia) an. Die Bewegung wurde aufgrund ihrer terroristischen Neigungen im Jahr 2003 in Russland verboten. Russland ist eigenen Angaben zufolge das einzige Land, welches Hizb ut-Tahrir als terroristische Organisation listet. Die islamistische Gruppe gilt in der islamischen Welt jedoch als Randerscheinung und alles andere als repräsentativ. Nicht mehr als eine Million Mitglieder soll die Gruppe global unter ihrem Dach vereinen. Allerdings soll sie nach der Abspaltung der Halbinsel Krim von der Ukraine im Jahre 2014 gezielt ihre Agitation unter der dortigen Minderheit der Krimtataren verstärkt haben, um die Region zu destabilisieren. Unter den Krimtataren galt die Abspaltung als umstritten, da man befürchtete, es könnte unter russischer Herrschaft wie bereits im Zweiten Weltkrieg zu Verfolgungen der Volksgruppe kommen.