USA fürchten angesichts russischer Militär-Errungenschaften um Vorherrschaft in der Luft

Innerhalb der US-Armee werden die Sorgen um die vermeintliche nicht mehr intakte Unbezwingbarkeit der US-amerikanischen Luftwaffe kontinuierlich größer. Über lange Zeit ging man in den USA davon aus, jedem potenziellen Gegner vor allem in der Luft überlegen zu sein. Die jüngsten Entwicklungen in der russischen Radar- und Raketentechnologie haben die amerikanischen Militärs jedoch überrascht. Ein Kommandierender räumt ein: "Sie haben die Schere geschlossen."
"Ich kann ehrlich sagen, dass der Vorteil, den wir in der Luft hatten, schrumpft", erklärte General Frank Gorenc, Kommandeur der US-Luftwaffe in Europa, dem Portal Breaking Defense zufolge am Montag während der Luft- und Raumkonferenz der Air Force Association. Während die Kosten des F-35 Kampfjets bedingt durch Verspätungen und Fehlfunktionen immer weiter in die Höhe steigen, versuchten die Vertragspartner des Budgetmilliarden verschlingenden Rüstungsprogramms schon 2014, Politiker durch einen üppigen Fluss von Spendengeldern gefügig zu stimmen. Unterdessen hat die russische Technologie in diesem Bereich massiv an Qualität gewonnen. "Nicht nur hinsichtlich der Flugzeuge, die sie produzieren", erklärte Gorenc, "noch alarmierender ist ihre Fähigkeit, Sperrzonen zu kreieren und diese verbotenen Zonen sehr gut zu verteidigen." Der F-35, dessen Entwicklung fast 400 Milliarden US-Dollar verschlungen hatte, war über lange Jahre der große Stolz der US-Militärs. Dabei hat er sich kaum als fähig gezeigt, einen Nahkampf gegen den 18 Jahre alten F-22 zu überstehen. Vor diesem Hintergrund kommen die Aussagen von Gorenc überraschend. Offenbar hat jedoch die verbesserte "Qualität und Quantität" der russischen Armee den Kommandeur dazu veranlasst, die aus Sicht der Amerikaner nur wenig erfreuliche Nachricht zu überbringen. Auf russischer Seite habe man das Offensivpotenzial der Luftwaffe ausgebaut, vor allem aber die Verteidigungskapazitäten massiv gestärkt und dies wäre ein leichteres Unterfangen, da Raketenabwehrsysteme wesentlich günstiger und leichter erhältlich wären. "Es gibt eindeutig ein ganzes Arsenal an modernen Boden-Luft-Raketensystemen, die in einer Art und Weise angeordnet sind, dass ein Zugang in diese Bereiche wesentlich schwieriger wird", erklärte Gorenc. Insbesondere spielte der General damit auf die Raketenabwehreinrichtungen in Kaliningrad an, die eine ernste Herausforderung für Washingtons Luftstreitkräfte in Europa darstellen. "Bis dato hatten wir mit Blick auf nicht zugängliche Zonen von einem Pazifik-Problem gesprochen, mittlerweile ist es aber in Europa ähnlich signifikant wie in anderen Teilen der Welt", so Gorenc. Die Weiterentwicklung der russischen Luftabwehr veranlasst das Pentagon, fieberhaft nach tauglichem Tarnkappengerät zu forschen und einige dieser Fähigkeiten sollte ja auch der F-35 mitbringen. Auch versucht man, einen Langstreckenbomber zu entwickeln, der vor allem die Fähigkeit haben soll, einer Radarerfassung zu entkommen. Beide Projekte werden jedoch den US-amerikanischen Steuerzahler Milliarden kosten. Die Air Force hat 58,2 Milliarden Dollar für die Entwicklung der nächsten Generation an Bombern zur Seite gelegt – wie jedoch das Beispiel F-35 zeigt, ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass sich die tatsächlichen Kosten in diesem Rahmen halten lassen. In dieser Situation wird sogar der längst in den Hangar geschickte F-117 reaktiviert und zu Testflügen über Nevada herangezogen, der im Jugoslawienkrieg 1999 eingesetzt wurde. Offiziell wurden die Nighthawk-Tarnkappenbomber im Jahr 2008 aus dem aktiven Bestand genommen. "Wir müssen das Training intensivieren, um uns wieder die Fähigkeit zu geben, in gut verteidigte Territorien einzudringen", so Gorenc. Darüber hinaus sollten neue Taktiken, Techniken und Verfahren erprobt und die NATO-Luftwaffenstützpunkte dezentralisiert werden. Durch eine Aufteilung auf mehr und kleinere Stützpunkte könnten Bombardierungen eher vermieden werden, so der General. "Es ist ziemlich klar, dass wir zurückgehen und einige dieser alten Geschichten üben müssen, die wir auch im Kalten Krieg gemacht hatten."