IW-Studie: Südeuropäer verlieren massiv Vertrauen in "Demokratie" und Wirtschaftssystem der EU

Die verfehlte Wirtschafts- und Finanzpolitik der EU kratzt zunehmend am Vertrauen, das die Bürger Europas in sogenannte liberale Wirtschaftsordnung und Demokratie haben. Dies belegt eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Besonders betroffen sind die Länder Südeuropas. Dort haben 80 Prozent den Glauben an das kapitalistische Wirtschaftssystem verloren.
Die andauernden Auseinandersetzungen der europäischen Institutionen mit den EU-Mitgliedsstaaten gehen nicht spurlos an Europa vorbei. "Es gibt einen Teufelskreis aus ökonomischer Krise und Misstrauen in die Politik." Das Institut hat einen Index erstellt, der das Vertrauen der Menschen in 20 EU-Staaten in Demokratie und Marktwirtschaft katalogisiert. In die Auswertung wurden Umfrageergebnisse aus den Jahren 2010 bis 2014 einbezogen. Wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, hat ein "dramatischer Vertrauensverlust in die staatlichen Institutionen" eingesetzt. Der IW-Chef Michael Hüther warnt: In Griechenland etwa liegt das Vertrauen in das politische System bei nur noch 3,1 Prozent. Nur 21,9 Prozent der Griechen vertrauen noch dem Wirtschaftssystem. Kaum besser sieht es in Italien, Portugal und Spanien aus. Deutschland liegt auf einem mäßigen siebten Platz in dem Länderranking. Vergleichsweise gut schneiden die Staaten Nordeuropas Dänemark, Schweden und Finnland ab, die die oberen Ränge belegen. Der grüne Politiker und Abgeordnete im EU-Parlament Sven Giegold bezeichnete die Ergebnisse der Studie als "brandgefährliche Quittung für die unsoziale Krisenpolitik."