EU: Angst vor Russland lässt Brüssel Serbien und Albanien umgarnen

Trotz aller Mühen, die Europäische Union vor allem an den südlichen Rändern zusammenzuhalten, hat Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch am Mittwoch auf dem Balkan einmal mehr große Versprechen abgegeben. Sie betonte, die EU werde an ihren Beitrittsversprechen gegenüber Albanien und Serbien festhalten. Beiden Regierungen versprach die Bundeskanzlerin, sich bei der EU-Kommission für eine Öffnung von Verhandlungskapiteln einzusetzen.
Angesichts argwöhnischer Gedanken innerhalb der albanischen Regierung, die EU verzögere die Beitrittsgespräche mit Tirana der muslimischen Bevölkerung im Land wegen, wies die Kanzlerin auf die mehr als vier Millionen Muslime hin, die in Deutschland leben. Sie sagte: "Da muss sich keiner Sorgen machen. Es wird nichts künstlich verzögert. Überall wird anerkannt, dass Albanien große Fortschritte gemacht hat." Daraufhin forderte Edi Rama, der albanische Ministerpräsident, von Merkel endlich eine klare Perspektive für einen zeitnahen Beitritt zur EU. So versprach er, alle Anforderungen der EU bereits bis Herbst dieses Jahr erfüllen zu wollen. Spätestens dann müsse ein Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen stehen. Eine klare Antwort seitens der Bundesregierung gab es nicht. Dafür lobte Angela Merkel Albanien und Serbien dafür, dass sich beide Staaten verstärkt für engere Kontakte auf dem Balkan einsetzten. Vor allem Serbien habe viel für eine Aussöhnung mit dem Kosovo getan. Derzeit verhandelt die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini im Rahmen von Gesprächen über den umstrittenen Status der serbischen Minderheit in Kosovo, das von Serbien abgespalten wurde. Darüber hinaus plant Brüssel Ende August, in Wien eine Konferenz einzuberufen, die von der EU finanzierte, grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte auf dem Westbalkan thematisieren und beschließen wird. Grund für das plötzlich verstärkte Engagement der Europäischen Union auf dem Balkan sei laut Experten die Sorge, Russland oder die Türkei könnten Brüssel dort den Rang ablaufen. Erst vergangene Woche forderte der italienische Premierminister Matteo Renzi, die Aufnahmegespräche mit Serbien und Albanien zu beschleunigen.