Sinkende Verkaufszahlen - Der Spiegel kündigt Budgetkürzung und Entlassungen an

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kündigt ein Sparprogramm und betriebsbedingte Kündigungen, auch im redaktionellen Bereich, an. Der Verlag erwirtschaftet zwar weiterhin satte Gewinne, dennoch befinden sich viele etablierte Medien in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise, die sich auch in sinkenden Leserzahlen widerspiegelt.
Um zu verhindern, dass sich Der Spiegel künftig zu einem Minus-Geschäft entwickelt, hat Geschäftsführer Thomas Haas, zusammen mit seinem neuen Chefredakteur Klaus Brinkbäumer, zu radikalen Schritten entschieden. Ganze 15 Millionen Euro sollen künftig eingespart werden, da aufgrund der abfallenden Verkaufszahlen des Magazins und des ebenfalls rückläufigen Anzeigengeschäftes, die Einnahmen stetig sinken, wohingegen die Ausgaben bisher gleich geblieben sind. Wie in vielen anderen Unternehmen auch, wird dies im Hause Spiegel wohl unweigerlich zu sogenannten "betriebsbedingten Kündigungen" führen, von der die Geschäftsführung ausdrücklich auch nicht das Redaktionspersonal ausnimmt. Ein beachtlicher Schritt, angesichts der Tatsache, dass dem Magazin ohnehin schon seit einiger Weile eine absinkende Qualität nachgesagt wird. Dabei steht es so schlecht eigentlich gar nicht um die Hamburger. Nach Informationen des Handelsblatts ist der Umsatz der Spiegel-Gruppe im vergangenen Jahr (verglichen mit 2007) zwar um 19 Prozent auf 284,9 Millionen Euro gesunken, nach Steuern sind aber 2014 noch Gewinne in Höhe von 25,2 Millionen Euro erzielt worden. Ein komplexer Schlüssel verteilt diese Gewinne jedoch unter anderem an eine Gruppe aus rund 760 Mitarbeitern, welchen 50,5 Prozent des Unternehmens gehören. Weitere Dividenden fließen an den Großaktionär Gruner + Jahr und die Erben des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein (darunter der Spiegel-Kolumnist und Herausgeber der Wochenzeitung "der Freitag" Jakob Augstein sowie dessen Schwester, die Süddeutsche-Journalistin Franziska Augstein). Aufgrund der hohen Gewinnausschüttungen verfügt das Unternehmen über nicht allzu hohe finanzielle Rücklagen. Die Auflage des Printmagazins war von 2008 bis 2013 zudem stark rückläufig, stabilisierte sich im vergangenen Jahr aber und liegt aktuell bei rund 880.000 Exemplaren. Trotz des Rückgangs der Leserschaft bleibt der Spiegel damit das meistgekaufte Nachrichtenmagazin Deutschlands. Entsprechend hoch ist auch der politische Einfluss, der nicht immer zu Bescheidenheit im Hause Spiegel führt. So ist vor allem in den vergangenen Jahren eine zunehmende Entfremdung zwischen Redaktion und Leserschaft zu beobachten, die Klaus Brinkbäumer, neuer Chefredakteur beim Spiegel, nun überwinden will: "Wir beim Spiegel haben zu lange geglaubt, auf Kritik nicht reagieren zu müssen. Das war ein Fehler. Als ich 1993 hier angefangen habe, hatte der Spiegel ein Verständnis von sich als Leuchtturm, der der Republik den Weg weist – aber selbst über den Dingen steht." Genau diese partielle Abgehobenheit führt immer wieder zu größeren Konflikten, sowohl in der Redaktion selbst, wie auch mit dem Publikum. Hohe Wellen schlug etwa das Blatt mit dem Titel "Stoppt Putin Jetzt!", das die Opfer des MH17-Absturzes für Propagandazwecke instrumentalisierte. Der deutsche Presserat missbiligte diese Aufmachung und kritisierte eine Verletzung des Opferschutzes.