Leak von CyberBerkut: USA vertuschen bewusst Waffenstillstandsbrüche der ukrainischen Armee

Das Kiew-kritische Hackerkollektiv CyberBerkut hat behauptet den Email-Verkehr des ukrainischen Generalmajors Andrey Taran, Vorsitzender des Zentrums für Waffenstillstandskontrolle und –koordination, mit der US-Botschaft gehackt zu haben. Dieser beinhaltet unter anderem Satellitenbilder, die zahlreiche Waffenstillstandsbrüche seitens der Regierungskräfte dokumentieren. Die US-Botschaft gibt darin Empfehlungen, wie man gegenüber der OSZE diese Bilder rechtfertigen oder als Fälschungen darstellen könnte.
Obwohl das Minsker Abkommen ein solches militärisches Vorgehen strikt untersagt, beweisen die von CyberBerkut veröffentlichten Satellitenbilder, dass die ukrainische Armee schwere Artillerie in unmittelbarer Nähe zur Demarkationslinie, die entlang der Volksrepubliken Donezk und Lugansk verläuft, aufgezogen hat. Die Bilder sind alle nur wenige Wochen alt. Sie datieren höchstens bis in den März dieses Jahres zurück. Das jüngste Bild ist vom vergangenen Mai. So konstatierte CyberBerkut, dass verschiedenstes ukrainisches Feldgeschütz der Kaliber 100 mm, 122 mm, 152 mm und Mehrfachraketenwerfer weniger als 20 Kilometer von der Kontaktlinie positioniert seien. Laut dem im Februar unterzeichnete Minsker Waffenstillstandsabkommen einigten sich die Konfliktparteien jedoch darauf, schwere Waffen je nach Waffengattung auf 50 bis 140 Kilometer abzuziehen und im Anschluss eine Sicherheitszone herzustellen. Über eben diese Vertragsbrüche müsse die US-Regierung in Washington laut dem Hackerkollektiv Bescheid wissen, immerhin stammen die gehackten Emails aus dem elektronischen Briefwechsel zwischen Taran und einer Mitarbeiterin der US-Botschaft in Kiew. Beispielsweise schrieb die US-Mitarbeiterin Tatyana Podobinska-Shtyk angesichts der Satellitenbilder in einer Email an den Vorsitzenden des Zentrums für Waffenstillstandskontrolle und –koordination: "[Ich] schicke dir Bilder zu, die zu einem ernstzunehmenden Problem für dich werden können! Denk darüber nach, wie du das erklärst, wenn die [OSZE] Beobachtermission diese erhält. Konsultiere den Team-Chef und denk über einen möglichen Aktionsplan nach, wie du sie rechtfertigen oder als Fälschungen präsentieren kannst." Die Implementierung des Minsker Abkommens, das mithilfe Russlands, Deutschlands und Frankreichs vermittelt werden konnte, führte dazu, dass sich der Gewaltpegel in der Ukraine reduzierte. Seit Ausbruch der Kämpfe im April 2014 starben über 6.000 Menschen. In den letzten Wochen nahmen die Kämpfe jedoch wieder zu. Allein am vergangenen Mittwoch starben bei Bombenangriffen 19 Zivilisten und Milizionäre in der Ostukraine. Rund einhundert Menschen wurden dabei verletzt.