Neue Eskaltion in Libyen: Libysche Milizen bombardieren türkisches Handelsschiff

Die libysche Armee hat vor der Küste der Hafenstadt Tobruk am Sonntag ein türkisches Handelsschiff mit Granatwerfern und Kampfflugzeugen bombardiert. Ein Schiffsoffizier und drei Crew-Mitglieder wurden getötet. In Libyen konkurrieren seit 2014 zahlreiche Milizen um die Kontrolle nationaler Ölfelder.
Das Schiff wurde zunächst von der Küste aus beschossen, als es sich der libyschen Küste näherte. Dann wurde es von der Luftwaffe unter Beschuss genommen, teilte das Außenministerium der Türkei am Montagmorgen mit. Das Handelsschiff unter dem Namen MV Tuna 1, welches unter der Flagge der Cook Islands fährt, plante in Libyen anzulegen, um Waren aus Spanien zu löschen. Ankara verurteilte den Angriff auf das Schärfste. Immerhin sei die Bombardierung in internationalen Gewässern erfolgt. Das getötete Schiffsmitglied war den Vernehmungen zufolge der dritte Offizier der Besatzung. Ein Pressesprecher der Regierung in Tobruk antwortete auf die türkische Verurteilung mit Kritik am Verhalten der Schiffscrew. Angeblich haben diese Warnungen ignoriert, sich der Stadt Derna, welche 145 Kilometer westlich von Tobruk liegt, nicht zu nähern. Muhammed Hedschasi, Pressesprecher, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Ein Schiff wurde 10 Meilen von der Küste Dernas mit Granaten beschossen. Wir haben es zuvor gewarnt." In Libyen tobt seit 2014 ein Bürgerkrieg zwischen Truppen sowie Milizen der Regierung Abdullah al-Thinni in Tobruk und der in Tripoli herrschenden Gegenregierung, die der Muslimbruderschaft nahe steht. Während Tobruk militärisch und politisch von Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten gedeckt wird, wirft die Regierung in Tobruk der Türkei vor, Milizen im Westen des Landes zu unterstützen. Zuletzt im Januar griff ein Kampfflugzeug der "vom Westen anerkannten" Regierung in Tobruk einen griechischen Öltanker an, der an der libyschen Küste ankerte. Zwei Mann der griechischen Schiffsbesatzung wurden bei diesem Angriff getötet. Der Bürgerkrieg in Libyen hat sich im Wesentlichen zu einer kriegerischen Auseinandersetzung um die Kontrolle der Ölfelder im Land entwickelt. Die Bürgerkriegsparteien verfügen auf beiden Seiten über schwere Waffen, darunter auch Kampfflugzeuge.