Kuba vor neuer Wende? Castro trifft Papst Franziskus und gelobt Rückkehr zur Kirche

Papst Franziskus hat am Sonntag den kubanische Präsident Raúl Castro im Vatikan empfangen. Castro hatte zuvor an den Feierlichkeiten anlässlich des 70. Jahrestages des Sieges gegen Nazi-Deutschland in Moskau teilgenommen. Themen waren die Annäherung mit den USA sowie der geplante Kuba-Besuch des Papstes im September. Auch wurden neue Details zur Vermittlerrolle des Vatikans zwischen Kuba und den USA bekannt.
"Ich lese alle Diskurse des Papstes und zu Renzi [italienischer Ministerpräsident] sagte ich, wenn der Papst weiterhin so spricht wie er spricht, dann fange ich an zu beten und kehre zur Kirche zurück. Und das sage ich nicht zum Spaß." Mit diesen Worten trat Castro nach seiner einstündigen Audienz beim Papst vor die Presse. Zudem erklärte er, dass er dem Papst für dessen Vermittlungsbemühungen im Zuge der kubanisch-US-amerikanischen Annäherung gedankt habe und versprach: "Wenn Franziskus im September nach Kuba kommt, werde ich an all seinen Messen teilnehmen." Gefragt nach seinem Glauben, erwiderte Castro: "Ich bin Kommunist, die Partei (Kommunistischen Partei Kubas) hat zuvor niemals die christliche Mission erlaubt. Heute ist es erlaubt, gläubig zu sein, dies ist ein Schritt nach vorne." Zudem gab der kubanische Präsident bekannt, dass die USA voraussichtlich am 28. Mai planen Kuba von der US-Terrorliste zu streichen. Diplomaten und Medien zeigten sich überrascht von der Länge der Papst-Audienz. US-Präsident Barack Obama oder auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten bei ihren Audienzen im Mai 2014 sowie im Februar 2015 signifikant kürzere Audienzzeiten zugebilligt bekommen. Im Dezember 2014 hatte der Vatikan darüber informiert, dass der 78-jährige Papst eine Vermittlerrolle bei der Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba gespielt hatte. Jetzt wurde zudem bekannt, dass Franziskus bereits im Sommer 2014 einen persönlichen Brief an Obama und Castro verfasst hatte, in dem er beide Staatsoberhäupter aufrief, Fortschritte in den bilateralen Beziehungen sowie im Gefangenaustausch zu erzielen. Ebenso wurde bestätigt, dass der Vatikan Gastgeber war bei Geheimtreffen zwischen diplomatischen Vertretern beider Staaten. In Folge hatten die USA den Vatikan auch um Hilfe bei der Auflösung des Gefangenlagers auf der US-Militärbasis Guantánamo gebeten. Vatikan-interne Gegner des Papstes sollen ihn wegen seines  Engagements für Kuba bereits "Ché Bergoglio" nennen. Heute empfängt der kubanische Präsident den französischen Amtskollegen François Hollande in Havanna. Es handelt sich dabei um den überhaupt ersten Staatsbesuch eines westeuropäischen Staatsoberhauptes seit der Unabhängigkeit Kubas seit 1959.