Russischer Finanzminister: Ratingagentur S&P ist politisch motiviert

Die Herabstufung der russischen Wirtschaft sei unverhältnismäßig und falsch bemessen, denn die US-Agentur berücksichtige nicht den Krisenplan, die nach wie vor robuste Verfassung der Volkswirtschaft, ihre großen Devisenreserven und die extrem niedrige Staatsverschuldung, bemängelte Russlands Finanzminister Anton Siluanov an der Entscheidung der US-Ratingagentur Standard & Poor´s.
Trotz sich in jüngster Zeit mehrender Hiobsbotschaften rund um Russlands ökonomische Verfassung glaubt der russische Finanzminister nicht, dass ausländische Investoren, die zuvor in russische Staatsanleihen investiert haben, künftig abspringen werden. Siluanov konstatierte während einer Pressekonferenz in Moskau: "Ein sehr wichtiger Aspekt unserer Finanzwirtschaft ist, dass das für russische Verpflichtungen ausgegebene Rating in Rubel nach wie vor mit einem stabilen Investmentgrad bei BBB- klassifiziert ist. Daraus lässt sich schließen, dass es nicht zu einem gravierenden Rückgang ausländischer Anteilseigner an russischen Staatsanleihen kommen werde." Zuvor degradierte die internationale Kredit-Ratingagentur Standard & Poor´s mit Sitz in New York Russlands Bewertung hinsichtlich der Kreditwürdigkeit vom stabilen Investment-Grad BBB- auf Ramsch-Niveau. Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt wurde die russische Bonität so schlecht bewertet. Von heute auf morgen gelten Investitionen in Russland als spekulativ. Die verbliebenen zwei großen Ratingagenturen bewerten die Russische Föderation allerdings immer noch als besser und glauben angesichts starker Devisenreserven an die Bonität des Landes. Ratingagenturen sollen, auch wenn so manche Entscheidung der drei großen Agenturen mit Firmensitz in den USA oftmals eher politisch als ökonomisch motiviert zu sein scheint, die Kreditwürdigkeit eines Landes bewerten. Dabei evaluieren sie die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Zahlungsausfalls. Dieser Richtwert ist in der Finanzwirtschaft sehr wichtig, wenn es darum geht, ob, beziehungsweise zu welchen Konditionen, Geld verliehen wird. S&P übersah laut Siluanov, dass Russland über einen weitreichenden Krisenplan verfüge, der Russlands Wirtschaft wieder auf den Weg bringe. Dieser wurde am Montag beschlossen. S&P meinte bereits zu diesem Zeitpunkt, dass Russlands Kreditwürdigkeit als "junk" einzustufen wäre, was auf Deutsch so viel wie "Ramsch" heißt. Die bereits seit einigen Jahren gefahrene Anti-Krisen-Strategie wird in den nächsten 1-2 Jahren neue Strukturreformen in die Wege leiten, um nicht die Reserven aufbrauchen zu müssen. Der Antikrisenfonds der Regierung ist derzeit mit 2,6 Mrd. US-Dollar (170 Milliarden Rubel) ausgestattet.