Zu Beginn der neuen Woche werden Sie vielleicht überrascht sein, dass die Kurse an allen großen Aktienmärkten fallen und auch der Ölpreis die schlimmsten Verluste seit fast zwei Jahrzehnten verzeichnet.
Was passiert mit den internationalen Märkten?
Folgendes ist über Nacht passiert: Die Ölpreise stürzten um bis zu 30 Prozent ab, als der Handel in Asien am Montagmorgen begann, wobei die Futures der Benchmark Brent den größten Rückgang seit dem Golfkrieg 1991 erlitten. Um 06:34 MGT lag Brent bei 33,31 US-Dollar pro Barrel, während West Texas Intermediate (WTI) bei 29,72 US-Dollar gehandelt wurde, wobei damit beide fast 50 Prozent des bisherigen Jahresrückgangs verzeichneten.
Ein Sturz der Rohölpreise löste einen panischen Ausverkauf an den wichtigsten Aktienmärkten aus, die bereits durch die Ausbreitung des Coronavirus erschüttert waren. Alle wichtigen asiatischen Indizes verloren zwischen zweieinhalb und mehr als fünf Prozent, wobei der Nikkei den größten Rückgang erlitt. In Indien fiel der Mumbai Sensex über 1.500 Punkte oder mehr, also um fast 4,2 Prozent, während der Index NSE Nifty um 3,9 Prozent nachgab.
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Die Stimmung der europäischen Anleger war ebenfalls unruhig und trug zu den Verlusten der vergangenen Woche bei, wobei die Futures des britischen FTSE 100 um mehr als sieben Prozent nachgaben und auch andere wichtige Aktienindizes nach unten korrigiert wurden.
Nach einer Achterbahn-Woche brachen auch die US-Aktien-Futures ein, und der Dow Jones Industrial Average stellte sich bei Handelsbeginn am Montag auf einen Sturzflug ein. Die S&P 500-Futures und Nasdaq-100-Futures werden voraussichtlich ebenfalls erhebliche Verluste erleiden.
Warum ist das passiert?
Die für Anleger katastrophale Situation auf dem Ölmarkt trat ein, als sich die großen Produzenten Ende letzter Woche nicht auf neue Fördermengenkürzungen einigen konnten, da Russland sich weigerte, noch niedrigere Vorgaben zu unterstützen, und vorschlug, die bestehenden Rahmenwerte zu verlängern. Da keinerlei neue Schritte vereinbart werden konnten, wird das derzeitige Abkommen am 1. April auslaufen, wodurch alle Parteien von der Vereinbarung zur Drosselung der Hähne befreit werden und sich eine Angebotsschwemme ausgeweiten kann, während einer der Hauptimporteure von Öl – China – immer noch mit den Auswirkungen des Coronavirus kämpft.
Die Weigerung Russlands, zusätzliche Kürzungen zu unterstützen, verärgerte Saudi-Arabien offenbar. Das Königreich kündigte an, dass es die Preise für seine Kunden senken werde und die Produktion voraussichtlich noch um bis zu zwei Millionen Barrel pro Tag erhöhen werde.
Wie geht es weiter?
Der schockierende Wochenbeginn hat auch bereits Befürchtungen ausgelöst, dass es zu einem Lehman Brothers-Moment kommen könnte. Der drohende Ölkrieg – von dem einige sagen, er habe bereits begonnen – wäre ein weiterer Schlag für die Weltwirtschaft, die durch den Ausbruch des SARS-CoV-2 und von COVID-19 unter Druck geraten ist.
Einige Analysten hatten bereits vor der Erschütterung der Ölmärkte prophezeit, dass die Auswirkungen des Coronavirus noch unterschätzt sein könnten – und dass es, anstatt so etwas wie die Finanzkrise von 2008 zu verursachen, zu den niedrigsten globalen Wachstumsraten seit 2001 oder noch Schlimmerem führen könnte. Sie stellten jedoch auch fest, dass die Märkte – wie so oft – durchaus auch überreagieren könnten. Peter C. Earle, wissenschaftlicher Mitarbeiter am American Institute for Economic Research, sagte gegenüber RTzum Beispiel:
Die Finanzmärkte, insbesondere die Börsen, neigen dazu, Unsicherheit negativer zu betrachten als schlechte Nachrichten. Aus diesem Grund überschätzen sie fast immer die Auswirkungen schlechter Nachrichten und korrigieren diese Überschreitung, wenn die Fakten einer Situation klarer werden.
Sourabh Gupta, Senior Fellow am Institut für China-Amerika-Studien, erklärte:
Wenn das volle Ausmaß der globalen Nachfrageverlangsamung klarer wird, werden sich die Märkte beruhigen und auch die pessimistischen Aussichten (wenn auch nicht vollständig) berücksichtigen.
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