Die Deutsche Umwelthilfe will die Genehmigung der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 prüfen lassen. Ein entsprechender Antrag sei beim zuständigen Bergamt Stralsund gestellt worden, teilte die Organisation, die sich unter anderem mit Abmahnklagen gegen Kleinunternehmen finanziert, am Donnerstag mit.
Die Umwelthilfe beruft sich auf ein Rechtsgutachten, das von der TU Berlin in Auftrag gegeben wurde. Demnach gibt es vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse "mindestens erhebliche Hinweise" darauf, dass die Methanemissionen der Gasförderung in Europa und Russland tatsächlich deutlich höher seien, als bislang angenommen. Methan sei Hauptbestandteil von Erdgas. Es sei um ein Vielfaches klimawirksamer als CO2.
Daraus folge eine "relevante Wahrscheinlichkeit" dafür, dass auch die in Zusammenhang mit dem Betrieb von Nord Stream 2 sowie der notwendigen Anschlusspipeline möglichen Methanemissionen heute anders zu bewerten seien, als es in den für die Vorhaben durchgeführten Genehmigungsverfahren erfolgt sei, heißt es im Gutachten. Die vom Bergamt Stralsund erteilte Genehmigung sehe ausdrücklich Handlungsmöglichkeiten für den Fall zuvor nicht absehbarer nachteiliger Auswirkungen von Nord Stream 2 auf die Umwelt vor.
Nord Stream 2 soll Gas von Russland nach Deutschland transportieren. Die USA versuchen die Pipeline zu verhindern – unter anderem durch die Verhängung von Sanktionen gegen Firmen, die am Bau der Pipeline beteiligt sind. Als Begründung für dieses nach internationalem Recht illegale Vorgehen führt die US-Regierung die angeblich drohende Abhängigkeit der EU von russischem Gas an. Gleichzeitig möchten sich die USA als Flüssiggaslieferant für Staaten in Europa anbieten, das in Nordamerika zum Teil mit dem hochumstrittenen und erwiesenermaßen umweltschädlichen Fracking-Verfahren gewonnen wird.
Deutschland, wo Nord Stream 2 anlanden soll, befürwortet den Bau der Pipeline und kritisierte die Sanktionen. Die Betreibergesellschaft von Nord Stream 2 argumentiert, das Projekt sei ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Versorgungssicherheit.
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(dpa/rt deutsch)