Eine Umfrage hat ergeben, dass 93 Prozent der in Russland tätigen deutschen Unternehmen die Aufhebung der Russlandsanktionen fordern. Ganze 42 Prozent wünschen sich die sofortige Rücknahme aller Sanktionen. Die Umfrage wurde von dem Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft (OAOEV) sowie der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer (AHK) durchgeführt. Michael Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung des OAOEV, erklärte dazu:
Die Sanktionen bleiben eine Belastung für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und tragen zu einer Abschottung Russlands und einem wachsenden Einfluss Chinas bei. Wir hoffen daher, dass die bevorstehenden Normandie-Gespräche den Friedensprozess einen entscheidenden Schritt voranbringen. Wenn es greifbare Fortschritte gibt, sollte auch der Abbau erster gegenseitiger Sanktionen besprochen werden, um Anreize für eine weitere Entspannung zu setzen.
Die Umfrage ergab auch, dass deutsche Unternehmen trotz bestehender und drohender neuer US-Sanktionen ihre Aktivitäten in Russland fortführen oder sogar ausweiten wollen. Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der AHK, kommentierte:
Die US-Sanktionen haben die deutsche Wirtschaft in weniger als zwei Jahren bereits über eine Milliarde Euro gekostet. Dennoch lassen sich unsere Unternehmen nicht einschüchtern und investieren weiter.
Fast 70 Prozent der befragten Unternehmen rechnen damit, dass der neue ukrainische Präsident Wladimir Selenskij zu einer Verbesserung der russisch-ukrainischen Verbesserung beitragen wird.
Rund 50 Prozent der Umfrageteilnehmer erklärten, dass die von Russland initiierte Eurasische Wirtschaftsunion wichtig bis sehr wichtig im täglichen Geschäft ist. Drei Viertel plädierten für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok. Dazu sagte Harms:
Die neue EU-Kommission sollte schnell das Gespräch mit der Eurasischen Wirtschaftsunion über den Abbau von Zollschranken und die Angleichung von Normen und Standards suchen. Dem weltweiten wirtschaftlichen Egoismus und der Dominanz Chinas und der USA muss Europa mit neuen wirtschaftlichen Integrationsprojekten begegnen. Russland ist dabei ein wichtiger Partner.
Deutsche Unternehmen in Russland beklagen sich der Umfrage zufolge über Barrieren wie Bürokratie, eine schwache Konjunkturentwicklung und protektionistische Hürden.
Die russische Regierung sollte jetzt durch den Abbau von Bürokratie und die gezielte Förderung des Mittelstandes für neue Wachstumsimpulse sorgen", sagte Harms.
Die eigene Geschäftslage bewerten die Unternehmen mehrheitlich positiv. Die Hälfte der Unternehmen erklärte, dass die Bedeutung Russlands für ihr Geschäft zukünftig zunehmen werde.
An der Umfrage beteiligten sich 112 deutsche Unternehmen, die in Russland ansässig sind. Zusammen beschäftigen diese mehr als 144.000 Menschen bei einem Jahresumsatz von etwa 18 Milliarden Euro.