Seltene Erden erwiesen sich für die USA im anhaltenden Handelskrieg mit China als Schwachpunkt, doch neue Explorationsbemühungen in den USA und Australien könnten die Situation völlig verändern.
Dominanz ist kein Wort, das das Pentagon und das Weiße Haus gerne hören, wenn es nicht um "US-Dominanz" geht. Inmitten des Handelskrieges mit Peking ist es ein Wort, das die US-Vertreter noch weniger hören wollen. Insbesondere, wenn ihm das Adjektiv "chinesisch" vorausgeht. Es gibt jedoch mindestens einen strategischen Bereich, in dem es eine wahre chinesische Dominanz gibt, die viele Menschen beunruhigt.
Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die für eine Vielzahl von Produkten entscheidend sind. Von Magneten bis hin zu Batterien, einschließlich E-Autobatterien – ein potenzielles Schlachtfeld für verschiedene Batterietechnologien. China verfügt über 85 Prozent der weltweiten Produktionskapazität für Seltene Erden, und im Gegensatz zu anderen Ländern hat es Jahrzehnte damit verbracht, die effizientesten Technologien nicht nur für die Gewinnung, sondern auch für die Verarbeitung dieser siebzehn Metalle zu entwickeln.
Die Vereinigten Staaten hingegen importieren die meisten der benötigten Seltenerden – 75 Prozent dieser Importe kommen aus China. Es besteht die Befürchtung, dass Peking beschließen könnte, sein Monopol auf diese Metalle als Waffe im Handelskrieg einzusetzen, was zu einem erheblichen Schaden für die USA führen könnte.
Einen Präzedenzfall dafür, dass China seine Produktions- und Verarbeitungskapazitäten für Seltene Erden als Waffe einsetzt, gab es in der Geschichte schon einmal. Ein Umstand, der die aktuellen Befürchtung befeuert. Vor acht Jahren führte ein Handelsstreit mit Japan dazu, dass Peking ein Embargo auf Exporte von Seltenen Erden nach Japan verhängte. Die darauf folgenden Hamsterkäufe ließen die Preise in die Höhe schießen.
Glücklicherweise ist China nicht der einzige Ort, an dem es Seltene Erden gibt. Tatsächlich gibt es mindestens ein ungenutztes Vorkommen dieser Elemente in den Vereinigten Staaten selbst. Zwei Unternehmen bereiten sich gerade darauf vor, diese zu nutzen: USA Rare Earth und Texas Mineral Resources Corp. haben sich kürzlich zusammengetan, um die Round Top Lagerstätte in Texas zu erschließen. Nach Angaben der Unternehmen verfügt das Vorkommen über reichlich Reserven von 15 der 17 Seltenerden, die für die nationale Sicherheit der USA als kritisch erachtet werden. Außerdem wäre die Erschließung dieser Reserven kostengünstig genug, um sie wettbewerbsfähig zu machen.
Das Joint Venture der beiden Unternehmen sieht zunächst Investitionen in Höhe von 350 Millionen US-Dollar vor und schätzt die Amortisationszeit für diese Investitionen auf rund eineinhalb Jahre. Die jährliche Produktion wird auf über 2.000 Tonnen und die wirtschaftliche Nutzungsdauer der Mine auf 20 Jahre geschätzt. Dabei sollen 14 Prozent der dort vorhandenen Ressourcen ausgebeutet werden. Es wird erwartet, dass es darüber hinaus noch weitere förderbare Ressourcen geben könnte, was die potenzielle Nutzungsdauer der Mine auf bis zu 140 Jahren verlängern würde. Die Inbetriebnahme soll in zweieinhalb Jahren erfolgen.
Die australische Regierung hat kürzlich 15 Seltenerdminenprojekte ausgewählt, die sie im Rahmen einer gemeinsamen Anstrengung mit den Vereinigten Staaten fördern wird, um der chinesischen Dominanz standzuhalten. Laut der Financial Times werden dafür insgesamt 3,9 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Die australische Verteidigungsministerin Linda Reynolds erklärte:
Der Sektor der kritischen Mineralien ist für die Landesverteidigung von entscheidender Bedeutung, da viele unserer fortschrittlichen Möglichkeiten von ihnen abhängen. Es ist daher wichtig, dass wir eine sichere Bezugsquelle haben, besonders angesichts des aktuellen geopolitischen Gegenwinds.
Seltene Erden sind für die entwickelten Volkswirtschaften nicht nur wegen ihrer Anwendungen in der Verteidigungsindustrie von entscheidender Bedeutung, sondern auch, weil sie in jedem elektronischen Gerät enthalten sind. Recycling ist keine Option, da sie in kleinen Mengen eingesetzt werden, was die Extraktion zur Wiederverwendung vorerst zu teuer macht. Eine lokalen Produktion ist daher am sinnvollsten, auch wenn es zu Verzögerungen kommt.
Mehr zum Thema - Japan: Forscher entdecken beinahe endloses Vorkommen an seltenen Edelmetallen