Nachdem US-Präsident Donald Trump neue Zölle auf chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden angekündigt hatte und damit eine auf dem G20-Gipfel gegebene Zusage brach, erreichte der Handelskonflikt zwischen den USA und China ein neues Niveau. Am Montag stürzte der Yuan ab, was an der Wall Street den schlimmsten Sell Off des Jahres 2019 und auch auf asiatischen und europäischen Märkten großen Schaden verursachte. Darauf folgten Anschuldigungen Washingtons, China habe Währungsmanipulationen vorgenommen.
Allerdings ist die chinesische Währung schon seit einiger Zeit schwach, wie der unabhängige Politikanalyst Alessandro Bruno betont. Der Kursverfall des Renminbi (wie die chinesische Währung auch genannt wird) bereitet chinesischen Investoren und Unternehmen Kopfschmerzen, die Schulden in US-Dollar haben. Die USA haben dabei jedoch mehr zu verlieren, und Trumps Fehler können die US-Wirtschaft teuer zu stehen kommen, so Bruno.
"Trump spielt eher Poker, er spekuliert. Die Chinesen und Russen spielen Schach. Anders als Trump denken die Chinesen einige Züge voraus", sagte Bruno RT. Er fügte hinzu, dass der US-Präsident in seine eigene Falle gegangen sei, da eine Eskalation des Handelskrieges für US- und europäische Märkte langfristig potenziell gefährlicher ist als für den chinesischen.
Indem die Trump-Regierung China offiziell der Währungsmanipulation beschuldigt, kann sie Peking weiterhin mit Strafmaßnahmen belegen. So kann sie etwa chinesischen Unternehmen Beschränkungen auferlegen oder US-Unternehmen verbieten, mit chinesischen Handel zu treiben, so der China-Stratege Andrew Leung.
Gleichzeitig vermutet der Forscher Peter Earle vom American Institute for Economic Research, dass das US-Finanzministerium eine weitere Eskalation des Handelskonflikts andeutet:
Wenn ein Land ein anderes bestimmter Vergehen bezichtigt und dabei diese speziellen Formulierungen benutzt, so ist eindeutig davon auszugehen, dass es sein Anliegen dem IWF vortragen wird. Das bedeutet größere Unsicherheit, zunehmende Volatilität der Finanzmärkte und vermutlich weiteren Schaden sowohl für die USA als auch für China.
Zudem erscheint der Vorwurf der Währungsmanipulation undurchsichtig, wenn man bedenkt, dass die Zentralbank eines jeden Landes die Währung verwaltet und ihr erlaubt, innerhalb bestimmter Grenzen zu schwanken. Manche nennen das Währungsmanipulation, andere sehen darin nur geldpolitische Reaktionen auf gewisse wirtschaftliche Situationen. Das war beispielsweise bei der sogenannten Quantitativen Lockerung der Fall, mit der die US Federal Reserve, die EZB und die Bank of Japan auf die Folgen der Finanzkrise von 2008 reagierten.
Laut Earle könnte China darüber hinaus versucht haben, "den Wert des Yuan künstlich hochzuhalten (in einem Verhältnis von 7:1), um genau die Vorwürfe abzuwenden, die in dieser Woche schließlich erhoben wurden".
Obwohl ein weiterer Absturz des Yuan China nicht gerade in die Karten spielen würde, könnte die aktuelle Entwertung ein Test sein, um zu sehen, inwieweit die USA mit dem dadurch entstehenden Druck auf sie umgehen können", fügte Bruno hinzu.
Sollte Peking den Yuan andererseits beispielsweise wegen Kapitalflucht im großen Stil in eine Abwärtsspirale abrutschen lassen, könnte das Panik auf den Finanzmärkten auslösen, so der Direktor der Centennial Group Manu Bhaskaran. Das gilt auch für den gesamten Konflikt zwischen den USA und China, der bereits weltweit Investoren verschreckt und einige dazu bewegt hat, sich mit Investitionen in Gold abzusichern.
Die Märkte mögen keine unangenehmen Überraschungen und begannen sich zu sorgen, dass der Konflikt zwischen den USA und China eine Abwärtsspirale verursachen könnte, die weitaus schlimmere Resultate zeitigen könnte, als die Investoren zuvor befürchtet hatten", betonte Bhaskaran.
Der Handelskrieg droht auch, das beachtliche Wachstum der US-Wirtschaft und damit Trumps Chancen auf eine Wiederwahl zu beeinträchtigen, warnen Analysten. Und während Trump China als "perfekten Sündenbock in seiner politischen Kampagne" nutzt, hat er damit zugleich einen für die USA "gefährlichen Weg" eingeschlagen, so Bruno.