Vor dem Start der 5G-Mobilfunk-Auktion hat Behördenchef Jochen Homann die Bedeutung der Frequenzvergabe betont. "Wir wollen mit dieser Versteigerung einen Beitrag leisten für das Thema Gigabitgesellschaft und insbesondere für das Thema Industrie 4.0", sagte Homann am Montag in Mainz. Er verwies darauf, dass sich die Frequenzen vor allem für die Industrie eigneten.
Am Dienstagmorgen um 10 Uhr startet die Versteigerung, die wohl mindestens drei Wochen dauern wird. Ins Rennen gehen die bisherigen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica sowie der Neueinsteiger Drillisch vom Konzern United Internet. Fachleute rechnen mit Staatseinnahmen von drei bis fünf Milliarden Euro.
Homann zeigte sich zudem zuversichtlich, dass es künftig weniger Funklöcher geben wird. "Wir teilen das Interesse der Politik an einer besseren Flächenversorgung." Die Netzbetreiber, die bei der Auktion den Zuschlag bekommen, müssen laut Ausbauregeln der Bundesnetzagentur bis Ende 2022 alle Autobahnen und ICE-Strecken sowie die wichtigsten Bundesstraßen mit schnellem Internet versorgen. In einem zweiten Schritt müssen bis Ende 2024 die restlichen Bundesstraßen angeschlossen werden, es gilt hierfür eine Mindest-Übertragungsrate von 100 Megabit pro Sekunde. Für Landstraßen, wichtige Flüsse und Kanäle sowie die übrigen Zugstrecken gilt eine Ausbaupflicht für ein Mindesttempo von 50 Mbit pro Sekunde.
Die Auktion ist eine langwierige Sache – ähnliche Verfahren in den vergangenen zwei Jahrzehnten dauerten zwischen drei und sechs Wochen. Grund für die Dauer: Erst wenn auf keinen einzigen der 41 Blöcke mehr geboten wird, wird die Auktion für beendet erklärt – gibt es auch nur ein einziges weiteres Gebot auf einen Block, wird alles verlängert. Im Verfahren kommt es zu häufigen Verschiebungen der Gemengelage, daher bieten Unternehmen immer wieder auf andere Blöcke als zuvor.
Der aktuellen Versteigerung vorausgegangen war ein erbitterter Streit um den genauen Ausbaukurs. Neben den Verpflichtungen für die Verkehrswege gibt es eine generelle Vorgabe, bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte zu versorgen. Insgesamt hatten die bisherigen Netzbetreiber die Auflagen als überzogen kritisiert und hatten vor Gericht auf eine Änderung gepocht. Doch das Kölner Verwaltungsgericht gab zunächst am vergangenen Freitag grünes Licht für die Frequenzauktion.
Neben den abgeschmetterten Eilanträgen sind die eigentlichen Klagen aber weiterhin anhängig – rein theoretisch könnte es passieren, dass die nun startende Auktion rückabgewickelt werden muss, sollten sich die Netzbetreiber später doch noch vor Gericht durchsetzen. Das gilt aber als sehr unwahrscheinlich, weil sich das Kölner Verwaltungsgericht in seiner Entscheidung zu den Eilanträgen auch inhaltlich geäußert und seine generell ablehnende Haltung gegenüber der Kritik der Firmen durchblicken lassen hat. Dies wertete Homann am Montag positiv – aus seiner Sicht ist das sogenannte Auktionsdesign solide und klagefest.
Trotz ihrer Klagen wollen die bisherigen Netzbetreiber sowie der Neueinsteiger Drillisch bei der Auktion mitmachen. "Wir wollen und werden 5G bauen", sagte Vodafone-Sprecher Alexander Leinhos in Düsseldorf. Man habe sich zwar andere Auktionsbedingungen gewünscht und diese schon im Vorfeld der Auktion klären wollen. "Dennoch treten wir zur Auktion an, weil mit 5G die Digitalisierung Deutschlands vorangetrieben werden kann, nun leider aber mit dem Bremsklotz unklarer Vergaberegeln." Auch Telefónica zeigte sich entschlossen, sich bei der Auktion trotz der widrigen Bedingungen durchzusetzen.
Die Bundesnetzagentur führt die Auktion durch, ihre Zentrale ist in Bonn. In Mainz hat sie aber einen Technik-Standort, der sich für das aufwendige Verfahren eignet – daher ist die Versteigerung in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt.
Das Kürzel 5G steht für 5. Mobilfunkgeneration. Die Übertragungsrate ist etwa 100-mal so schnell wie sein Vorgänger 4G, auch LTE genannt. Immens wichtig ist hierbei auch die Latenzzeit, also die Daten-Laufzeit – diese ist bei 5G nahezu in Echtzeit. Das macht 5G zum Beispiel in der Medizin zu einem zentralen Bestandteil von Zukunftstechnik, so sollen in der Tele-Chirurgie Roboterarme über das Internet bei einer Operation gesteuert werden. In Fabriken sollen Maschinen besser miteinander kommunizieren, um effizienter zu werden. Insgesamt sollen deutsche Großkonzerne auch dank 5G wettbewerbsfähig bleiben und im harten globalen Konkurrenzkampf bestehen können.
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(dpa/rt deutsch)