Weltweit haben Volkswagen und Konzerntochter Audi in den Jahren 2008 bis 2015 bei 11 Millionen Dieselmotoren mit Betrugssoftware niedrige Abgaswerte vorgetäuscht. Doch während Dieselfahrer sich zunehmend mit Fahrverboten konfrontiert sehen und Anleger nach dem Kauf von VW-Aktien herbe Verluste hinnehmen mussten, stieg der Nettogewinn für den Wolfsburger Autobauer in den ersten drei Quartalen dieses Jahres auf knapp 9,4 Milliarden Euro.
Mit dem Kauf der Anteile des Lkw-Herstellers MAN, an dem Volkswagen seit 2011 die Mehrheit hält, an der MAN Energy Solutions SE und der Renk AG bereitet sich die VW-Nutzfahrzeugsparte Traton SEzum Jahresende auf einen Börsengang vor. Bereits im Oktober wurden die vier Investmentbanken Citi, Deutsche Bank, Goldman Sachs und JP Morgan mit den Vorbereitungen des Börsengangs beauftragt. Hinter Traton SE stehen die Lkw-Hersteller MAN und Scania.
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Die MAN Nutzfahrzeuge AG hat im Jahr 2010 bereits zusammen mit der Rheinmetall AG ein Joint Venture für militärisch genutzte Radfahrzeuge gegründet, Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV), welches global agiert und "die Anforderungen internationaler Streitkräfte an geschützte und ungeschützte Nutzfahrzeuge sowie Führungs- und Funktionsfahrzeuge im In- und Ausland abdeckt". An RMMV hält MAN 49 Prozent.
Zur bereits börsennotierten MAN SE gehören auch der Großmotoren- und Generatoren-Hersteller MAN Energy Solutions sowie der Getriebehersteller Renk, welche aber vom Nutzfahrzeuggeschäft abgespalten werden müssen, um an die Börse zu gehen. Für rund zwei Milliarden Euro gehen beide Firmen dann direkt zu Volkswagen.
Das Augsburger Renk AG mit weiteren Sitzen in Hannover, Rheine und Winterthur ist in unterschiedlichen zivilen sowie in Rüstungssparten aktiv. Weltweit liefert die künftige Volkswagen-Tochter Getriebe und Ersatzteile für Schiffe, von Kreuzfahrt- bis zu Kampfschiffen, sowie Lastwagen und Panzern. So rollen dank Renk deutsche Schützenpanzer "Puma", der französische Leclerc und der britische Ajax, aber auch der südkoreanische K2-Panzer, der türkische Altay, der indische Kampfpanzer Arjun und weitere.
Renk beliefert unter anderem das Fuhrpark-Dienstleistungsunternehmen für die Bundeswehr, BwFuhrparkService GmbH, an dem der Bund zu knapp 25 Prozent mittelbar über die Deutsche Bahn und zu gut 75 Prozent über das Verteidigungsministerium Anteile hält und das im Jahr 2017 mehr als 30.000 Fahrzeuge unterhielt.
Renk geriet unter anderem wegen der Lieferung von Rüstungskomponenten in Krisen- und Konfliktregionen wie Algerien, Saudi-Arabien und anderen in die Kritik, zumal diese anders als Rüstungsgüter lediglich dem Außenwirtschaftsgesetz unterliegen, nicht aber dem Kriegswaffenkontrollgesetz.
Nach eigenen Angaben sind Nahost und Asien wichtige Rüstungsmärkte für Renk, in Algerien bauen Rheinmetall und die Renk-Muttergesellschaft MAN eine Fertigungsanlage für den Panzer Fuchs. Auch der geplante deutsch-französische Kampfpanzer könnte ein Getriebe von der künftigen Volkswagen-Tochter bekommen.
Der Wolfsburger Autobauer erhofft sich von dem Börsengang einen Gewinn von sechs Milliarden Euro.
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