Der Erdölpreis könnte laut Analysten-Aussagen bald die 100 US-Dollar-Marke erreichen, da die iranischen Ölexporte schrumpfen und Venezuelas Wirtschaft vor dem Zusammenbruch steht. Denis Lisitsyn, ein Analyst des Finanzinstituts FinIst, erklärte in einem RT-Interview:
Der Rückgang der Ölexporte des Iran inmitten der erwarteten steigenden Nachfrage nach Rohöl bringt eine optimistische Stimmung auf den Markt. […] Es gibt noch eine weitere wichtige Tatsache, die den Ölpreis steigen lässt. Der wirtschaftliche Zusammenbruch in Venezuela hat zu einem Rückgang der Produktion um 1,3 Millionen Barrel pro Tag (bpd) geführt, der weiter schrumpft. Das kann zu einem Mangel an Schweröl in den USA führen, das aus Venezuela geliefert wird und irgendwo herbekommen werden muss.
Diese Faktoren könnten zu einem Anstieg der Ölpreise auf 100 US-Dollar pro Barrel bis zum Jahresende führen. Der hohe Preis komme zum Verdruss des Weißen Hauses, das den Preisanstieg ausgelöst habe, so Lisitsyn.
Laut Eldijar Muratow, Präsident des Singapore Castle Family Office, wird der Iran seine Exporte nicht so leicht aufgeben. Gegenüber RT betonte er:
Die USA zwingen so viele Länder wie möglich, die Öl-Käufe aus der Islamischen Republik einzustellen. Der Iran machte deutlich, dass er diesmal entschlossen ist, sich zu verteidigen. Die jüngsten Lieferverhandlungen mit Indien sind ein direkter Beweis dafür. Teheran wird weiterhin nach neuen Märkten suchen, neue Allianzen eingehen und die Lieferungen in die asiatischen Märkte erhöhen.
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Petr Puschkarjow, Chefanalyst bei TeleTrade, glaubt nicht, dass der Ölpreis auf 100 US-Dollar pro Barrel steigen wird. Seiner Meinung nach wird der Öl-Preis sein Gleichgewicht wahrscheinlich im Bereich von 85 US-Dollar wiederfinden. Der Experte sagte:
Der Mangel an iranischen Exporten wird bald kompensiert. Russland hat bereits den Höhepunkt der Produktion von 11,35 Millionen Barrel erreicht, die gleiche Menge, die das Land vor der OPEC +-Vereinbarung produzierte. Die Saudis haben bereits 300.000 Barrel hinzugefügt und können es weiter steigern, sobald die Produktionsdecke angehoben ist.
Einen dramatischen Rückgang der iranischen Exporte erwarte er nicht. Puschkarjow wies weiter darauf hin, dass die USA sich zwar aus dem Deal mit dem Iran zurückgezogen hätten. Asien und Europa seien jedoch entschlossen, dem Druck aus Washington zu widerstehen. Die Lieferungen aus dem Iran würden um maximal 1,5 Millionen Barrel reduziert werden, so der Experte.
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