Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann den Anlegern wieder keinen Jahresgewinn präsentieren. Dieses Mal macht ihm die US-Steuerreform von Donald Trump einen Strich durch die Rechnung. Deutschlands größtes Geldhaus kann die Verluste aus Zeiten der Finanzkrise nicht mehr so stark steuerlich geltend machen und muss rund 1,5 Milliarden Euro im vierten Quartal in der Bilanz abschreiben. Nun erwartet das Institut für das abgelaufene Geschäftsjahr einen „geringen Verlust nach Steuern“, wie es am Freitag mitteilte. Die ausführliche Jahresbilanz will das Geldhaus am 2. Februar präsentieren.
An der Börse fiel die Aktie um fast fünf Prozent
Die Börse reagierte entsetzt: Die Aktie, die sich jüngst erst berappelt hatte, fiel um 4,5 Prozent. Die Deutsche Bank hatte während der globalen Finanzkrise ab 2007 Milliardenverluste geschrieben. Sie konnte diese aber als Verlustvorträge nutzen, um die Steuerlast auf ihre US-Geschäfte über Jahre zu drücken. Mit Trumps Gesetzesänderung sinkt nun die Körperschaftssteuer für Unternehmen in den USA von 35 auf 21 Prozent. Mit dem künftig niedrigeren Steuersatz sinkt der Wert dieser Verlustvorträge nun.
Die Nachricht zum Jahresverlust ist aber nicht die einzige, die Investoren der Deutschen Bank übel aufstößt. Denn das Geldhaus bereitete die Börse zugleich auf ein schwaches viertes Quartal vor. Zum Jahresende seien die Schwankungen an den Kapitalmärkten gering gewesen. Das belaste den wichtigen Handel mit Aktien, Währungen und festverzinslichen Wertpapieren wie Anleihen sowie das Finanzierungsgeschäft schwer. Dort dürften die Erträge gemessen am Vorjahreszeitraum um 22 Prozent geringer ausfallen, so die Warnung.
Banker wollen wieder mehr Boni
Damit wird klar: Das Investmentbanking - einst der Goldesel der Bank - bleibt schwach. Aber die Investmentbanker hingegen wollen wieder höhere Boni ausgezahlt bekommen. Bei der Sitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Bank am 15. Dezember soll es zu einer heftigen Auseinandersetzung um die Höhe der „variablen Vergütung“ für Top-Mitarbeiter gekommen sein, berichtet die Wirtschaftswoche. Die für die Investmentbank zuständigen Vorstände Marcus Schenck und Garth Ritchie hätten sich für eine deutlich höhere Vergütung eingesetzt und gedroht, andernfalls würden wichtige Mitarbeiter die Bank verlassen. Angesichts schlechter Ergebnisse im vierten Quartal hätten andere Vorstände und Kontrolleure das Ansinnen aber zurückgewiesen.
Das Institut hatte 2016 die Boni drastisch gekürzt. Viele Banker kassierten damals überhaupt keine Zusatzzahlung. 2015 hatte die Bank rund 1,4 Milliarden Euro an Investmentbanker ausgeschüttet. Ritchie und Schenck sollen nun mindestens 1,2 Milliarden Euro gefordert haben, heißt es weiter im Bericht. Eine Sprecherin wollte die Informationen nicht kommentieren. Letztlich sollen sich beide Seiten geeinigt haben.
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