Der Düsseldorfer Telekommunikationsanbieter Vodafone, ein Tochterunternehmen des gleichnamigen britischen Mutterkonzerns, will nun alle Komponenten des chinesischen Herstellers Huawei aus seinem Netz entfernen. Im Mobilfunknetz sollen alle noch verbliebenen Basis-Stationen aus chinesischer Produktion ausgetauscht werden. Als Ersatz soll Technik des südkoreanischen Herstellers Samsung verbaut werden. Dies berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Insider der Branche.
Systemweiter Austausch chinesischer Schlüssel-Komponenten
Nach Angaben von Vodafone soll dabei die sogenannte OpenRAN-Technologie zum Einsatz kommen (Open Radio Access Network), die herstellerunabhängige Standards der Telekommunikationsanlagen ermöglichen soll. Mobilfunknetze könnten so flexibler und offener an technologische Änderungen – oder eben auch politische Vorgaben – angepasst werden. Bisher war es üblich, alle Komponenten eines Mobilfunknetzes von einem Hersteller zu beziehen. In Deutschland hatte Vodafone neben Huawei auch Ausrüstungen des schwedischen Ericsson-Konzerns installiert.
Nun sollen Antennen, Basisstationen und Steuerungstechnik auf das offenere OpenRAN-Konzept umgestellt werden, wovon die Unternehmen sich über längere Sicht auch Kostenvorteile erhoffen – ungeachtet der notwendigen Investionen für den Ersatz der noch neuen und einwandfrei funktionsfähigen Huawei-Komponenten.
Vodafone unterscheidet sich mit Blick auf den Technik-Austausch nicht von seinen Wettbewerbern Deutsche Telekom, Telefónica oder 1&1. Letztgenannter Konzern setzt beim Aufbau seines 5G-Netzes ohnehin ganz auf das OpenRAN-Prinzip.
Das Handelsblatt zitiert Marcel de Groot, Vodafone-Deutschland-Chef, er spricht von "Deutschlands größtem OpenRAN-Projekt". De Groot zeigte sich überzeugt, sein Unternehmen werden in den nächsten Jahren "das flexibelste Mobilfunknetz der Republik – mit tausenden OpenRAN Stationen, die offen sind für die besten Technologien von allen potenziellen Partnern."
USA unter Trump gehen gegen Huawei vor
Der Austausch der chinesischen Technik erfolgt aus rein politischen Gründen. Die USA – und in ihrem Gefolge die anderen westlichen Staaten – erheben seit langem Sicherheitsbedenken gegen Huawei. Die Rede ist von potenzieller Einflussnahme auf die Funktionsweise der Mobilfunkanlagen, aber auch von möglicher Spionage durch die chinesische Regierung.
Der führende Anbieter von Kommunikationstechnik aus dem chinesischen Shenzhen mit deutlich über 200.000 Mitarbeitern weltweit sieht sich spätestens seit 2019 massiven Sanktionen ausgesetzt. Huawei lieferte sich bis 2020 einen Zweikampf mit Samsung auf dem Markt für Smartphones und Tablets.
Während seiner ersten Amtszeit erklärte US-Präsident Donald Trump den "Nationalen Notstand" mit Blick auf den Telekommunikationsbereich. China wurde als "gegnerischer Staat" definiert, was zur Folge hat, dass Washington US-Unternehmen Geschäfte mit Firmen aus den gelisteten Ländern untersagen kann.
Bereits Ende 2018 war die Huawei-Finanzchefin und Tochter des Huawei-Gründers im kanadischen Vancouver auf Betreiben der US-Behörden festgenommen worden. Washington hatte ihre Auslieferung verlangt. Nach jahrelangem juristisch-diplomatischen Tauziehen kam die chinesische Managerin im Austausch gegen zwei in China inhaftierte Kanadier aus dem kanadischen Hausarrest frei (RT DE berichtete).
Markt-Neuordnung
Nachdem Huawei von Washington ins Visier genommen worden war, beendete Google, Hersteller des Betriebssystems Android, im Mai 2019 seine Zusammenarbeit mit Huawei. Dies hatte zur Folge, dass der chinesischen Anbieter ein eigenes, noch dazu Android-kompatibles Betriebssystem entwickeln musste. Obwohl dies innerhalb kurzer Zeit gelang, büßte Huawei seine in den Jahren zuvor rasant errungene, teils führende Stellung auf den westlichen Absatzmärkten ein.
Aber nicht nur die Marktstellung von Huawei auf den westlichen Märkten für Mobilfunkendgeräte wurde durch die US-Politik schwer beeinträchtigt. Durch den Austausch der Mobilfunk-Netzbauteile dürfte sich auch die Rangfolge der Mobilfunkausrüster abermals verändern. Zwar bietet Huawei selbst auch Komponenten nach dem OpenRAN-Konzept an – und macht so weiter Ericsson und Nokia außerhalb westlicher Länder Konkurrenz. Doch die Entscheidung Vodafones, auf Netz-Technik von Samsung zu setzen, zeigt auch den verschärften Wettbewerb: Aus Japan drängen NEC und Rakuten auf den Ausrüster-Markt. Aus den USA wollen Anbieter wie Altiostar, Mavenir und Parallel Wireless etwas von dem Infrastruktur-Kuchen haben. Außerdem mischen in Teilbereichen des Netz-Ausbaus auch die altbekannten Giganten Google, Microsoft, IBM und Intel mit.
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