Experte der Stanford University: Sanktionen sind gescheitert – Russen geht es besser als vorher

Unbeirrt von der Realität arbeitet die EU-Kommission am 19. Sanktionspaket, mit dem Russlands Wirtschaft endgültig in die Knie gezwungen werden soll. Doch wie Eyck Freymann von der Stanford University jüngst in einem Vortrag darlegte, haben die Sanktionen Russland kaum geschadet. Ganz im Gegenteil.

Die westlichen Sanktionen gegen Russland sind gescheitert. Dieses Fazit zog Eyck Freymann, Hoover Fellow an der Stanford University in den USA, in einem Vortrag für das Fairbank Center for Chinese Studies der Harvard-Universität. 

Das eigentliche Thema seines Vortrags lautete "Avalanche Decoupling: Economic Contingency Planning for Taiwan Crisis" (Lawinenartige Entkopplung: Wirtschaftliche Notfallplanung für die Taiwan-Krise), beschäftigte sich also mit den wirtschaftlichen Folgen eines Konflikts um Taiwan zwischen China und den USA bzw. dem Westen. 

Nur am Rande ging Freymann auf die Sanktionen gegen Russland ein und rief dabei die Erwartungen in Erinnerung, die man im Westen daran hatte.

"Uns wurde gesagt, dass die gegen Russland verhängten Sanktionen etwas völlig anderes seien als alles, was wir bisher gesehen hatten. Jemand bezeichnete sie als finanzielle Atombombe. Es gab Prognosen von seriösen Leuten, die sich auf seriöse Modelle stützten und davon ausgingen, dass die russische Wirtschaft innerhalb von Wochen bis Monaten zusammenbrechen würde."

Diese Prognosen haben sich offenkundig nicht erfüllt. Freymann zeigte in diesem Zusammenhang die "absolut faszinierende" Grafik des Wechselkurses des Rubels zum US-Dollar. 

Nachdem im Februar 2022 die Sanktionen verhängt worden seien, habe der Rubel "sofort die Hälfte seines Wertes" verloren, da alle versucht hätten, "ihr Kapital aus Russland herauszuholen und es an einem anderen Ort in Sicherheit zu bringen", rekapituliert Freymann die damaligen Ereignisse. Doch die russische Zentralbank habe eine Reihe "entschlossener Maßnahmen" ergriffen, die die Lage innerhalb weniger Wochen stabilisiert habe.

"Sie erhöhte die Einlagenzinsen auf 20 Prozent, schränkte die Möglichkeiten ein, Geld von der Bank abzuheben und aus dem Land zu bringen", schildert Freymann die Gegenmaßnahmen der von Elwira Nabiullina geführten Zentralbank. 

Zudem seien eine Reihe weiterer "technischer Maßnahmen" in Bezug auf Exporteure ergriffen worden, außerdem habe Moskau aufgrund steigender Ölpreise mehr Einnahmen erzielt, führte der Experte weiter aus. 

Um diesen Punkt zu veranschaulichen, blendete Freymann während seines Vortrags weitere Grafiken ein – denn das sei wichtig, um zu verstehen, "warum viele, die sich mit den Sanktionen gegen Russland befassen, diese als Fehlschlag betrachten." Der Amerikaner zeigte sodann eine Grafik der monatlichen Einnahmen Russlands aus Öl- und Gasverkäufen.

"Die Kurve ist etwas unregelmäßig, aber wie Sie sehen können, nimmt Russland etwa genauso viel Geld ein wie vor der Invasion, wenn nicht sogar mehr", kommentierte Freymann. 

Die letzte von ihm in diesem Zusammenhang gezeigte Grafik ist vielleicht auch die aussagekräftigste. Es geht um die realen Einkommen, also die inflationsbereinigten Löhne russischer Haushalte.

"Wie Sie sehen können, geht es dem normalen Russen recht gut", so Freymann, der damit eine Wahrheit ausspricht, die in Brüssel konsequent verdrängt wird. Dort bereitet man das mittlerweile 19. Sanktionspaket gegen Russland vor. Dabei hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen doch im September 2022 verlauten lassen, dass "die russische Industrie in Trümmern liegt".

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