Vereinigte Arabische Emirate werden zu Russlands wichtigem Handelspartner

In den vergangenen Jahren hat Russlands Handel mit den Vereinigten Arabischen Emiraten um ein Dreifaches zugenommen. Welche Gründe gibt es für dieses Wachstum, wie wurde es von Sanktionen begünstigt und welche Rolle spielte dabei Abu Dhabi?

Von Olga Samofalowa

Der Warenumsatz zwischen Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist in den vergangenen drei Jahren um ein Dreifaches gewachsen. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte dies während des Treffens mit dem Präsidenten der VAE, Muhammad bin Zayid Al Nahyan. Seit dem Jahr 2015 hat der Handel sogar um das Fünffache zugenommen, von 2,5 Milliarden US-Dollar auf knapp zwölf Milliarden US-Dollar. Die VAE sind heute Russlands größter Handelspartner unter den arabischen Staaten.

Gegenseitige Investitionen zwischen Russland und der VAE erreichten sieben Milliarden US-Dollar, über souveräne Fonds werden 60 Projekte in einem Gesamtwert von zwei Milliarden US-Dollar umgesetzt, fügte Putin hinzu. Das Staatsoberhaupt der VAE äußerte die Bereitschaft, zum weiteren Wachstum des Handels mit Russland beizutragen.

"In Wirklichkeit ist die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern recht bescheiden im Vergleich dazu, was sein könnte. Im Energiebereich setzen wir gar nicht so viele Projekte um. Firmen aus der VAE machen keine großen Investitionen in Aktienpakete russischer Unternehmen. So gehört etwa ein Anteil am russischen Ölkonzern Rosneft dem souveränen Fonds von Katar, am Gasunternehmen Nowatek gehört ein Aktienpaket Total Energy. Eine Zusammenarbeit mit den Arabischen Emiraten gab es auch bei der Schelf-Förderung nicht", sagt Igor Juschkow, Experte der Stiftung für Nationale Energiesicherheit und der Finanzuniversität bei der Regierung Russlands.

Zu einem der ersten großen Energieprojekte wurde der Bau einer Gasleitung für Lieferungen von Erdgas aus Katar in die VAE und Oman. Gebaut wurde sie in den Jahren 2008 bis 2010 vom russischen Baukonzern Stroitransgas gemeinsam mit dem Unternehmen Dolphin Energy aus den VAE. Arabische Staaten sind in der Ölbranche stark, benötigen aber Hilfe in der Gasbranche.

Im Jahr 2015 begann der russische Atomkonzern Rosatom, Brennstoff für das Kernkraftwerk Barakah in den VAE im Rahmen eines 15-jährigen Abkommens zu liefern. Dies war das erste Abkommen für Lieferungen von Kernbrennstoff in die Länder des Persischen Golfs.

Ein Unternehmen aus den VAE erwarb im Jahr 2018 schließlich 44 Prozent der Anteile am Kapital des russischen Öl- und Gaskonzerns Gaspromneft-Nowatek und investierte in einige Ölvorkommen in den Gebieten Tomsk und Omsk.

Im Jahr 2021 wurde auf Ministerialebene ein Memorandum über Verständigung im Bereich von Wasserstofftechnologien, darunter bei der Herstellung entsprechender Ausrüstung, unterzeichnet.

Die beiden Länder arbeiten auch im Bereich der Luft- und Weltraumfahrt zusammen: Die VAE hatten bereits ihren Satelliten vom russischen Weltraumbahnhof Wostotschny gestartet. "Heute exportiert Russland in die VAE mehr, als es importiert. Russland liefert diverse Produktionsgüter, darunter seltene Metalle, Holz, Getreide, Stahl, Glas und vieles mehr. Dazu kann der Export von Gemüse, diversen Lebensmitteln, Erzeugnissen der Chemieindustrie und Plastik gerechnet werden. Jahr um Jahr nimmt der Export von Maschinenausrüstung und Instrumenten in die VAE zu. Auch wenn dessen Volumen bisher unbedeutend ist, ist ein positiver Trend zu bemerken. Offensichtlich werden die VAE zu einem neuen Mekka für russische Touristen", sagt Jekaterina Nowikowa, Dozentin des Lehrstuhls für Wirtschaftstheorie an der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität.

Doch seit dem Jahr 2022 begann der Handel aufgrund des Erscheinens russischer Ölprodukte am Weltmarkt zu wachsen. "Meist liefert Russland in die VAE Ölprodukte, vor allem Heizöl, und nicht Dieseltreibstoff. Die VAE und Saudi-Arabien erzeugen einen Teil ihres Stroms nach wie vor durch Verbrennung von Heizöl, manchmal sogar Rohöl. In Abu Dhabi gibt es immer noch Kraftwerke, die am flüssigen Brennstoff arbeiten, obwohl die restliche Welt auf sie verzichtet hat, weil sie äußerst teuer sind. Doch die VAE können sich das leisten, weil die Selbstkosten ihres Öls niedrig sind. Deswegen begannen sie, russische Ölprodukte zu kaufen und eigene Ölvolumen freizusetzen. Unsere Ölprodukte kaufen sie mit Rabatt und verkaufen ihr eigenes Öl zu Marktpreisen und verdienen damit", berichtet Igor Juschkow.

Seit dem Jahr 2022 erschien ein neuer Kontaktpunkt zwischen Russland und den VAE. "In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden zahlreiche Unternehmen angemeldet, die sich anscheinend mit Parallelimport und diversen Operationen, darunter Trading, befassen. Gerade in den VAE sind Unternehmen registriert, die die Öltanker der Schattenflotte verwalten oder besitzen. Die sich im Aufbau befindende Gas-Schattenflotte wählt ebenfalls die VAE, um ihre Unternehmen zu registrieren", bemerkt der Experte.

Seinen Angaben zufolge handeln die Trader nicht nur mit Öl und Ölprodukten, sondern leisten auch zahlreiche Dienste als Vermittler für russische Exporteure und Importeure. "Außerdem nutzt Russland die Währung der Arabischen Emirate, den Dirham, nicht nur bei bilateralen Zahlungen, sondern auch für den Handel an den Weltmärkten. Das kann bequem sein, denn über die Vereinigten Arabischen Emirate kommt nicht nur unser Öl auf den Weltmarkt, sondern auch andere Waren zu uns. Wenn wir also Dirhams für das verkaufte Öl erhalten, können wir sie teilweise wieder ausgeben. Exporteure und Importeure haben einen Kontaktpunkt bei der Nutzung der Währung der VAE entdeckt", sagt Juschkow.

Was die künftige Zusammenarbeit angeht, wird sie auch im Bereich der "grünen Energie" stattfinden. Zumindest haben arabische Mitgliedsstaaten der OPEC+ langfristige Pläne, um die eigene Energieversorgung zu diversifizieren, deswegen sind gemeinsame Projekte im Bereich der Solar- und Wasserstoffenergie möglich, vermutet Natalja Miltschakowa, leitende Analytikerin von Freedom Finance Global.

Juschkow rechnet bisher nicht mit großen Bauprojekten in der Wasserstoffbranche.

"Es wird sich eher um wissenschaftliche Zusammenarbeit, Forschungsprojekte und -arbeiten handeln, doch man kann nicht sagen, dass wir den VAE Wasserstoff und sie uns Ausrüstung liefern werden. Bisher erzeugen wir nichts Derartiges und vor allem haben weder wir noch die VAE einen großen Bedarf am Aufbau einer Wasserstoffindustrie und am Bau von Wasserstoffmotoren. Selbst in der Europäischen Union, die den Wasserstoff zu einem System der globalen Energiespeicherung machen will, ist diese Branche recht bescheiden und hängt mit verwandten Industrien wie der Metallurgie zusammen", sagt er.

Schließlich ist eine zentrale Form der Zusammenarbeit Russlands mit den VAE die OPEC+, in deren Rahmen die Ölproduktion und die Einhaltung von Quoten reguliert werden.

"In Bezug auf die Einhaltung von Quoten gibt es keine Einwände an die Vereinigten Arabischen Emirate. In diesem Jahr haben wir manchmal die Quoten überschritten, räumten dies aber ein und verringerten inzwischen das Produktionsvolumen sogar unter den uns zustehenden Wert, um die überschüssige Förderung zu kompensieren", schlussfolgert Juschkow.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 22. Oktober bei Wsgljad.

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