Massenentlassung bei US-Softwarehersteller: Russische Mitarbeiter betroffen

Die Softwarefirma ABBYY entlässt an mehreren europäischen Standorten zahlreiche Mitarbeiter mit russischem Pass. Eine Unternehmensvertreterin begründet den Schritt damit, dass man sich "auf dem Weg der Transformation und Modernisierung" befinde.

Das IT-Unternehmen ABBYY hat kürzlich beschlossen, zahlreiche russische Mitarbeiter aus seinen internationalen Büros in Zypern, Ungarn und Serbien zu entlassen. Die Entscheidung wurde am Montag bekannt, als betroffene Arbeitnehmer in sozialen Medien über die Entlassungen klagten.

Forbes berichtet, dass Hunderte von Mitarbeitern entlassen wurden – zwischen 200 und 500. Die Entlassungen erfolgten im Rahmen einer internen Mitteilung, die in einer geschlossenen Sitzung kommuniziert wurde. Das Management hatte den Zugang zu Chats und Videoübertragungen für Mitarbeiter russischer Nationalität deaktiviert. Ein Betroffener aus dem Büro in Zypern äußerte sich in den sozialen Medien, woraufhin weitere Mitarbeiter aus Serbien und Ungarn ähnliche Berichte teilten.

Nach Informationen eines anonymen Mitarbeiters des Büros in Serbien könnte der Grund für die Entlassungen in den Geschäftsbeziehungen von ABBYY liegen. Das Unternehmen arbeitet mit vielen großen US-amerikanischen Firmen zusammen, die möglicherweise besorgt waren, dass russische Staatsbürger Zugang zu sensiblen Informationen haben könnten.

ABBYY wurde 1989 vom armenischen Unternehmer David Yang gegründet, hat seinen Hauptsitz in den USA und ist auf Texterkennungssoftware spezialisiert. Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine zog sich das Unternehmen vollständig vom russischen Markt zurück.

In einem Kommentar gegenüber dem Portal Mediasona erklärte Gina Ray, Leitende Direktorin für Unternehmensmarketing bei ABBYY, dass das Unternehmen "auf dem Weg der Transformation und Modernisierung" sei. Eine genaue Zahl der Entlassungen nannte sie nicht.

"Diese globale Restrukturierung ermöglicht es uns, in zukünftiges Wachstum zu investieren und Produkt- und Lösungsinnovationen für unsere Kunden zu beschleunigen."

Ein ehemaliger Manager des Unternehmens erklärte gegenüber Forbes, dass die Kürzungen eher "wirtschaftlich als politisch" motiviert seien. Berichten zufolge sollen sich unter den Entlassenen auch Bürger anderer Länder befinden. Einige ehemalige Mitarbeiter äußerten die Vermutung, ABBYY bereite sich möglicherweise auf einen Konkurs vor. Eine andere Version, die von den entlassenen Programmierern diskutiert wird, ist, dass ABBYY die gesamte Entwicklung nach Indien verlagern wolle.

Mehr zum Thema - 3,9 Prozent Wachstum – Russisches Wirtschaftsministerium korrigiert Prognose nach oben