Baustoffunternehmen Knauf zieht sich aus Russland zurück

Der deutsche Baustoffhersteller Knauf, Weltmarktführer in der Gipsproduktion, will sich nach 30 Jahren von seinen russischen Aktivitäten trennen und diese an das lokale Management übergeben. Für den Abschluss der Vereinbarung ist die Zustimmung russischer Behörden erforderlich.

Der Familienkonzern mit Sitz im bayrischen Iphofen bestätigte am Montag den geplanten Rückzug, nannte aber keine Gründe:

"Die Knauf-Gruppe hat vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen entschieden, sich nach mehr als 30 Jahren in Russland von ihrem dortigen Geschäft zu trennen."

Man habe vor, "das gesamte Geschäft in Russland inklusive Rohstoffgewinnung, der Produktion und des Vertriebs auf das lokale Management zu übertragen, um die Arbeitsplätze der mehr als 4000 Mitarbeiter auch in Zukunft zu erhalten". Der Schritt stehe unter Vorbehalt der Zustimmung der russischen Behörden.

Ende 2023 hatte die Ukraine Knauf auf die Liste sogenannter "Kriegssponsoren" gesetzt. Die ukrainische Nationale Agentur für Korruptionsprävention teilte mit, der Baustoffhersteller habe allein im Jahr 2022 rund 110 Millionen Euro an den russischen Haushalt überwiesen.

Der Familienkonzern war zuletzt wegen seiner Russland-Geschäfte in die Kritik geraten. Laut einem Bericht des ARD-Magazins "Monitor" beteilige sich Knauf am Wiederaufbau der Stadt Mariupol und halte sich nicht an Sanktionsauflagen. Der Name Knauf sei demnach auf Gipssäcken entdeckt worden. Das Unternehmen betonte, seit Februar 2022 keine Waren mehr nach Russland und auch keine Baumaterialien nach Mariupol zu liefern. "Unsere Produkte gelangen dort über viele verschiedene, von Knauf unabhängige Händler zu den Endkunden. Wir haben keinen Einfluss darauf, wie und wo die Endkunden unsere Produkte verwenden", erklärte eine Sprecherin.

Das Unternehmen ist seit über 30 Jahren in Russland aktiv und verfügt dort derzeit über 14 Produktionsstätten. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen ein Werk in der Ukraine. 

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