Die deutschen Exporte sind im Juli deutlich zurückgegangen – das berichtet das Handelsblatt am Montag. Die Ausfuhren des ehemaligen Exportweltmeisters fielen um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,4 Milliarden Euro.
Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank kommentierte die Entwicklung mit den Worten:
"Nicht nur die globale Nachfrageschwäche macht den Unternehmen mehr und mehr zu schaffen, sie leiden auch unter der Erosion ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf den weltweiten Absatzmärkten."
Die Ausfuhren in die EU-Staaten stiegen zwar um 0,5 Prozent zum Vormonat auf 71,9 Milliarden Euro, doch das restliche Auslandsgeschäft gab um 2,5 Prozent nach. Größtes Abnehmerland blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 13,5 Milliarden Euro verkauft, ein Anstieg von 5,2 Prozent. Die Exporte nach Großbritannien fielen dagegen um 3,5 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Die Ausfuhren nach Russland stiegen trotz der westlichen Sanktionen um 2,2 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro.
Eine Kehrtwende ist nicht in Sicht, die Stimmung in der deutschen Exportindustrie ist weiterhin schlecht. Das Barometer für deren Erwartungen für das Auslandsgeschäft fiel im August auf minus 6,3 Punkte, von minus 6,0 Punkten im Juli, wie das Münchner ifo Institut bei seiner monatlichen Umfrage herausfand.
"Die deutschen Exporteure kämpfen weiterhin mit einer schwachen Weltnachfrage", betonte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Zudem beklagten immer mehr Unternehmen, dass ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit leide. Das hängt in erster Linie mit den hohen Energiepreisen infolge der Sanktionen gegen Russland und dem Abschalten der letzten drei Atomwerke zusammen. Dazu kommen hohe Steuern, überbordende Bürokratisierung und politische Unsicherheiten einer zunehmend ideologisch motivierten Ampel-Koalition in Berlin. Vor kurzem sprach auch Industriepräsident Siegfried Russwurm gegenüber dem rnd Klartext:
"Deutschland befindet sich wirtschaftlich auf der Verliererstraße, insbesondere im internationalen Vergleich."
Besonders die Auto- und Chemieindustrie leiden unter den Bedingungen, zahlreiche Unternehmen verlagern derzeit Standorte ins Ausland. In Berlin scheint man die Probleme allerdings kaum wahrzunehmen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte erst letzte Woche mehrfach davor gewarnt, das Land "in eine Krise zu reden".
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