Die Kerninflation in der Eurozone hat sich im Juni beschleunigt, wie die Statistikbehörde Eurostat letzte Woche mitteilte.
Unter Kerninflation bezüglich der Kernverbraucherpreise versteht man den Messwert der Inflation ohne Berücksichtigung bestimmter sonstiger Güter. So werden die Preise für Lebensmittel und den Energiesektor aus der Berechnung ausgenommen, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht immer innerhalb der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind.
In den 20 Euro-Ländern stiegen demnach die Kernverbraucherpreise im Jahresvergleich um 5,5 Prozent – gegenüber einer vorläufigen Schätzung von 5,4 Prozent und einem Wert von 5,3 Prozent im Mai, wie die Daten belegen würden.
Von der Nachrichtenseite Bloomberg befragte Ökonomen erwarten, dass die Kerninflation bis Ende 2024 oberhalb der Gesamtinflation liegen werde.
Maeva Cousin, Senior Economist bei Bloomberg, erklärte dazu:
"Wir gehen davon aus, dass die anhaltende Kerninflation bis zum Sommer die Debatte dominieren und die EZB zu einer letzten Zinserhöhung im September auf eine Endrate von 4 Prozent drängen wird. Die leichte Aufwärtskorrektur der Kerninflation auf 5,5 Prozent verdeutlicht diese Spannung."
Obwohl sich das Wachstum der Verbraucherpreise in der Eurozone seit dem Höchststand von 10,6 Prozent im Oktober 2022 halbiert hat, rechnen viele Ökonomen mit weiteren Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB), nachdem die Inflation im Juni so hartnäckig hoch war.
Die EZB, die nächste Woche zu einer weiteren Zinsanpassung zusammentreten wird, hat die Zinsen bereits am 15. Juni auf den bislang höchsten Stand seit 22 Jahren angehoben. Die Regulierungsbehörde erhöhte dabei zum neunten Mal in Folge den Leitzins, und zwar um 25 Basispunkte auf 4 Prozent.
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