Venezolanische Banken akzeptieren nun die Bankkarten des Zahlungssystems MIR, also der russischen Alternative zu den Zahlungssystemen von Visa und Mastercard. Dies gab der Leiter der venezolanischen Zentralbank Calixto José Ortega Sánchez am Donnerstag auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg (SPIEF) bekannt. "Das funktioniert bereits", sagte Sánchez und betonte, dass es für sein Land "keine Rolle spielt", was die USA und die Europäischen Union über die finanzielle Zusammenarbeit seines Landes mit der russischen Zentralbank denken. Das US-Finanzministerium hatte zuvor Venezuela vor Sekundärsanktionen durch die USA gewarnt.
Das lateinamerikanische Land hatte im vergangenen Jahr seine Bereitschaft erklärt, dem MIR-Zahlungssystem beizutreten und seitdem entsprechende Gespräche geführt. Die russische Botschaft in Caracas hatte im März erklärt, dass die Anbindung Venezuelas an das System MIR "nachhaltige Bedingungen für die Abrechnung in nationalen Währungen" zwischen den beiden Ländern schaffen würde.
Das Zahlungssystem MIR verzeichnet nach Angaben des Betreibers seit vergangenem Jahr einen stetigen Anstieg der Nachfrage nach neuen Karten. Wie die Agentur TASS berichtet, waren Weißrussland und Kasachstan die ersten Länder, deren Banken seit 2018 solche MIR-Karten akzeptierten. Das russische Zahlungssystem funktioniert mittlerweile derzeit in rund zehn Ländern.
Auch der Leiter der Zentralbank von Myanmar erklärte am Mittwoch, dass sein Land ab Dezember diese Karten akzeptieren werde. Mit Iran wurde kürzlich ebenfalls eine solche Vereinbarung getroffen. Im März hat auch Kuba die Einführung von Russlands Alternative zu westlichen Zahlungskarten angekündigt. Mehrere Banken in Havanna haben Geldautomaten mit dem Logo des MIR-Systems aufgestellt und bieten die Möglichkeit, Bargeld in kubanischen Pesos abzuheben.
Russland hatte mit der Entwicklung seines eigenen nationalen Zahlungssystems bereits begonnen, nachdem die USA im Jahr 2014 Sanktionen gegen das Land verhängt hatten. Als gegen Moskau im vergangenen Jahr weitere Sanktionen verhängt wurden, zu denen auch der Ausschluss vieler russischer Banken aus dem SWIFT-Finanztransaktions-System gehörte, bewirbt die russische Regierung auch ihre inländische Version SPFS (System zur Übertragung von Finanzmitteilungen) als Alternative.
Mehr zum Thema - Russische Zentralbank: 469 Teilnehmer an Russlands SWIFT-Analogon angeschlossen