Der Export von hochoktanigem Benzin ist seit Jahresbeginn um 37 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres auf fast 2,5 Millionen Tonnen angestiegen. Dies berichtete die russische Tageszeitung Kommersant am Freitag unter Berufung auf mit den Daten vertraute Quellen. Die russischen Ölgesellschaften konnten ihre Benzinproduktion seit Jahresbeginn um zwei Prozent gegenüber 2022 auf 17,9 Millionen Tonnen erhöhen, wobei die Treibstofflieferungen an den heimischen Markt um fast zwei Prozent gesunken sind.
Das russische Energieministerium forderte die Ölraffinerien im letzten Monat auf, ihre Exporte zu reduzieren und das Angebot auf dem heimischen Markt zu erhöhen, so die Quellen der Zeitung.
Russland hat im April aufgehört, offizielle Daten über die Ölproduktion sowie die Ölexporte zu melden, da der Marktführer Saudi-Arabien Berichten zufolge den Ölpreis auf mindestens 80 US-Dollar pro Barrel anheben will. Dies entspricht dem geschätzten Kostendeckungspreis (Break-even-Price) für seinen Haushalt 2023.
Russland hat nach dem EU-Importverbot für russisches Erdöl auf dem Seeweg sowohl die Rohöl- als auch die Erdölproduktexporte umgeleitet. Die EU verbot Anfang Dezember 2022 die Einfuhr von Rohöl und verhängte ab dem 5. Februar 2023 ein Embargo für die Einfuhr von Kraftstoffen aus Russland. Die von der EU und den G7-Staaten festgelegte Preisobergrenze für russische Erdölerzeugnisse (100 US-Dollar pro Barrel für Benzin und Diesel) hatte keine nennenswerten Auswirkungen auf die Ausfuhrmengen, da die tatsächlichen Preise unter der Obergrenze lagen.
Die russischen Benzinexporte stiegen im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022 sprunghaft an, da Moskau nach dem EU-Embargo für russische Treibstoffimporte auf dem Seeweg zunehmende Mengen Treibstoff an afrikanische Kunden lieferte. Für das erste Quartal 2023 wurden die russischen Benzinexporte auf 1,9 Millionen Tonnen geschätzt, gegenüber 1,3 Millionen Tonnen im gleichen Zeitraum 2022, so die von Refinitiv zitierten Daten der Nachrichtenagentur Reuters. Das Rohöl fließt nun zu 91 Prozent nach China und Indien.
Nach Angaben des Fachportals OilPrice kommt die Verlagerung der russischen Ölexporte auch Moskaus OPEC+-Verbündeten im Nahen Osten zugute, da die größten arabischen Ölproduzenten am Golf, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die russischen Kraftstoffe zu ermäßigten Preisen abnehmen.
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