Nachdem der Westen infolge des Ukraine-Krieges Strafmaßnahmen gegen Erdöl aus Russland beschlossen hat, steigert das Land seine Exporte nach Asien und Lateinamerika. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einer Analyse des Wirtschaftsdaten-Anbieters Refinitiv berichtet, hat Russland allein in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres etwa 1,5 Millionen Tonnen Diesel an Länder in Lateinamerika geliefert. Im Gesamtjahr 2022 seien es nur 211.000 Tonnen gewesen.
Unter anderem wird über russische Diesellieferungen nach Chile berichtet. So sollen zwei Tanker im baltischen Hafen Primorsk 73.000 Tonnen Diesel geladen und Kurs auf den Hafen Guayacán in der chilenischen Stadt Coquimbo genommen haben. Nach Angaben von Refinitiv ist der größte Abnehmer allerdings Brasilien, das etwa 30 Prozent seines Diesels aus dem Ausland beziehe.
Reuters schlussfolgert, dass Russland seine Erdöllieferungen auf dem Seeweg nicht nur nach Asien und Afrika, sondern auch nach Lateinamerika umleite. Somit nehme das Land den USA, dem größten Diesellieferanten Brasiliens, Anteile am lateinamerikanischen Markt ab. Seit diesem April veröffentlicht Russland keine Statistiken zu seiner Erdölförderung und seinen Erdölexporten mehr.
Seit Dezember 2022 ist in der EU das Embargo für Rohöl aus Russland in Kraft. Seit Februar 2023 dürfen in die EU-Staaten keine russischen Erdölprodukte mehr importiert werden. Es gibt allerdings eine Reihe von Ausnahmen: So dürfen die Lieferungen über die Pipeline Druschba weiterlaufen. Bulgarien ist es erlaubt, Erdöl für eine Lukoil-Raffinerie aus Russland zu beziehen, und auch Kroatien darf weiterhin russisches Gasöl kaufen. Außerdem deckeln die EU, die G7-Staaten und Australien den Preis für Erdöl aus Russland mit 60 US-Dollar pro Fass.
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