Wie die Tageszeitung Die Welt berichtet, ist die deutsche Wirtschaft im letzten Quartal des Jahres 2022 im EU-Vergleich überdurchschnittlich stark geschrumpft; auch für das erste Quartal des laufenden Jahres wird mit einem Rückgang gerechnet. Es sei absehbar, dass das vom Statistischen Bundesamt angegebene Wachstum von 0,047 Prozent im ersten Quartal mehr herbei gerechnet denn tatsächlich erwirtschaftet ist. Wie schon im Vorquartal ist eine Korrektur des Amtes nach unten zu erwarten. Im vierten Quartal 2022 war die deutsche Wirtschaft demnach um 0,5 Prozent geschrumpft.
Auch der Binnenkonsum in der exportorientierten deutschen Wirtschaft bleibt schwach. Die Inflation wirkt sich dämpfend auf die Inlandsnachfrage aus. Die Angst vor einer die Inflation weiter anheizenden Lohn-Preis-Spirale steht jedoch realen Lohnzuwächsen im Wege. Die Realeinkommen der Deutschen sinken und mit ihnen auch der Wohlstand.
Holger Zschäpitz, Autor des Welt-Beitrags, erläutert:
"Deutschland ist damit so etwas wie der kranke Mann in Europa. Die relative Wachstumsschwäche ist auch deshalb überraschend, weil auch andere Ökonomien der Euro-Zone die Inflation zu spüren bekommen und unter Konsumzurückhaltung leiden. Aber offensichtlich existieren dort noch andere Wachstumstreiber, die dazu führen, dass deren Ökonomien Deutschland enteilen."
Allerdings sind es wohl weniger "andere Wachstumstreiber" in anderen Ländern als vielmehr konkrete Wachstumsdämpfer in Deutschland, die das unerwartet deutliche Schwächeln der deutschen Wirtschaft erklären. Die Rückwirkung der Russland-Sanktionen trifft Deutschland besonders hart. Der dadurch verursachte Schaden wird einen nachhaltigen Effekt auf die deutsche Wirtschaft entfalten.
Hinzu kommt die Verteuerung der Energie durch den Verzicht auf russisches Rohöl sowie russische Öl-Produkte und die Sabotage der Ostseepipeline Nord Stream – mutmaßlich durch die USA. Beides zusammen bringt das deutsche Geschäftsmodell zum Einsturz.
Zudem stehen auch in Deutschlands wichtigstem Partnerland außerhalb der EU, in den USA, die Zeichen auf Rezession. Auch dies wird sich negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken, zumal die Bundesregierung auf Distanz zum zweiten großen Wirtschaftspartner China geht.
Nach Einschätzung von Experten bräuchte es ein Wachstum von mindestens 2,5 Prozent über mehrere Jahre, damit Deutschland wieder auf das Vorkrisenniveau vor Corona zurückkehrt. Davon ist das Land allerdings weit entfernt.
Die Welt zitiert in diesem Zusammenhang einen Experten der Deutschen Bank, der ein tristes Bild der künftigen Entwicklung malt.
"[Wir] erwarten … weiterhin eine flache Erholung, die durch die hohe Inflation, die erwartete US-Rezession im zweiten Halbjahr und die zunehmenden Bremseffekte der jüngsten und weiteren Zinserhöhungen der EZB belastet wird."
Zu erwarten ist eine dauerhafte wirtschaftliche Schwäche Deutschlands. Während andere Volkswirtschaften die Corona-Krise längst weggesteckt haben, sieht Deutschland bereits den nächsten Erschütterungen entgegen.
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