Starke Verluste – Angst vor Bankenkrise

Die globalen Aktienmärkte und die Wall Street Futures fielen am Freitag stark. Die Aktie der Silicon Valley Bank brach um über 60 Prozent ein. Mit Blick auf die Fed wird eine Rezession erwartet.

Minus, minus, pleite – so in etwa ergeht es den Aktienmärkten, vor allem der Wall Street. Aber auch Märkte in London, Shanghai, Frankfurt und Tokio gaben zuletzt nach. Die Ölpreise sanken und auch Kryptowährungen verloren an Wert. Der Bitcoin fiel unter die Marke von 20.000 Dollar. Turbulenzen im US-Bankensektor haben auch den deutschen Aktienmarkt getroffen. So brach der DAX innerhalb weniger Stunden bis zu 2,0 Prozent auf 15.316 Punkte ein.

Ausgelöst wurde die schlechte Marktstimmung durch aktuelle Zinsängste im Vorfeld eines US-Arbeitsmarktberichts, vor allem aber durch einen Kurseinbruch bei der auf Risikokapital für die Technologiebranche spezialisierten kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB), wie es bei der Tagesschau heißt.

Die Aktie der Silicon Valley Bank verzeichnete einen Rekord-Tagesverlust von über 60 Prozent, nachdem sie angekündigt hatte, bis zu 1,75 Milliarden US-Dollar aufzunehmen, um ihre Finanzlage zu stärken. Angesichts der Krise in der Tech-Branche brauchten die Start-up-Kunden ihre Einlagen schneller auf als geplant. Gerade erst war die Kryptobank Silvergate Capital, ein Schwergewicht der Digitalwährungsbranche, zusammengebrochen.
Aufgrund von Befürchtungen, dass es wegen der deutlich gestiegenen Zinsen zunehmend zu Kreditausfällen kommen könnte, verloren auch Aktienkurse konventioneller Banken hierzulande, darunter der Deutschen Bank und Commerzbank, massiv, mit Abschlägen von über sieben respektive über drei Prozent.

"Noch scheint die Silicon Valley Bank ein Einzelfall zu sein. Aber wie groß die Ansteckungsgefahren unter Banken sind, das haben frühere Krisen gezeigt", zitiert die Tagesschau Thomas Altmann von QC Partners.

Über die möglichen Auswirkungen der Situation der SVB auf das europäische Bankensystem gibt es offenbar keine Einigkeit unter Experten.
Laut Joachim Klement, Chefstratege der Investmentbank Liberum Capital, ist das Geschäftsmodell der SVB sehr von anderen zu unterscheiden, da sie auf Wagniskapital sowie die Finanzierung junger Wachstumsunternehmen spezialisiert ist. Zwar dürften notleidende Kredite in diesem Jahr zunehmen, aber die Reserven der Banken in Europa und den USA seien ausreichend. Der Ölpreis verlor bis zum Mittag 0,8 Prozent gegenüber dem Vortag.

Am Donnerstag verzeichnete der Wall-Street-Leitindex S&P 500 den größten Tagesverlust in diesem Jahr, nachdem Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Zentralbank Federal Reserve (oder Fed), davor gewarnt hatte, dass die Zinsen schneller als erwartet angehoben werden könnten, um die hartnäckig hohe Inflation abzukühlen.

Händler blickten auf die am Freitag anstehenden Einstellungsdaten der US-Regierung, nachdem andere Indikatoren zeigten, dass der Arbeitsmarkt trotz wiederholter Zinserhöhungen stark geblieben ist. Das ist gut für die Arbeitnehmer, jedoch befürchten einige Analysten, dass steigende Löhne die Inflation anheizen könnten, indem weitere Zinserhöhungen die Wirtschaftstätigkeit und Neueinstellungen dämpfen. Powell hatte Anfang der Woche erklärt, die Fed sei bereit, bei Bedarf weitere große Zinserhöhungen vorzunehmen. Dies verstärkte Befürchtungen, dass die Fed und andere Zentralbanken die Weltwirtschaft zumindest in eine kurze Rezession treiben könnten, um die Inflation zu bekämpfen.

Aus einem Regierungsbericht vom Donnerstag ging hervor, dass die Zahl der Amerikaner, die in der vergangenen Woche Arbeitslosenunterstützung beantragten, so hoch war wie seit fünf Monaten nicht mehr, die Zahl der Entlassungen jedoch gering. Ein Bericht vom Mittwoch zeigte, dass die Zahl der im letzten Monat landesweit ausgeschriebenen Stellen höher war als von Ökonomen erwartet, schreibt Associated Press.

Händler gehen demnach davon aus, dass die Fed auf ihrer Sitzung am 22. März ihren Leitzins um die ungewöhnlich hohe Marke von 0,5 Prozentpunkten anheben wird. Die US-Inflation stieg im Januar auf 5,4 Prozent und lag damit deutlich über dem Fed-Ziel von 2 Prozent. Die Zentralbank hat ihren Leitzins bereits auf eine Spanne von 4,50 Prozent bis 4,75 Prozent angehoben, nachdem er zu Beginn des Jahres 2022 noch nahe bei null lag. Unternehmen haben sich vorsichtig zu ihren Aussichten für 2023 geäußert. Ökonomen erwarten, dass die Gewinne in der ersten Jahreshälfte sinken werden.

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