Der Immobiliensektor in Deutschland ist in den letzten drei Monaten des Jahres 2022 aufgrund der steigenden Finanzierungskosten und der Rekordinflation in Europas größter Volkswirtschaft eingebrochen, wie ein am Montag von BNP Paribas veröffentlichter Bericht verdeutlicht.
Demnach gingen die Investitionen im gewerblichen Immobiliensektor des Landes im letzten Quartal 2022 im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt um über 50 Prozent zurück und erreichten nur ein Umsatzvolumen von 9,9 Milliarden EUR (10,6 Milliarden US-Dollar).
Die Bewertung von Gewerbeimmobilien ging deutlich zurück, da die Anleger aufgrund steigender Zinsen und eines sich insgesamt verschlechternden wirtschaftlichen Umfelds in Deutschland vor Geschäften zurückschreckten, wie die Umfrageergebnisse zeigten.
Steigende Kosten für Energie und Baumaterialien "trieben einen Keil" zwischen die Preiserwartungen von Käufern und Verkäufern und "viele große Transaktionen, die sich bereits in der Vermarktungsphase befanden, fanden nicht statt", erklärte der CEO von BNP Paribas Real Estate Germany, Marcus Zorn, wie das Handelsblatt berichtet. Er gehe auch davon aus, dass sich diese Entwicklungen noch mindestens sechs Monate im laufenden Jahr fortsetzen werden.
Der Wohnimmobilienmarkt des Landes befinde sich in einer noch schlimmeren Krise, da das Transaktionsvolumen im Gesamtjahr 2022 im Vergleich zu 2021 um 74 Prozent gesunken sei, berichtete Bloomberg unter Berufung auf einen separaten Bericht von BNP Paribas.
Nachdem die Europäische Zentralbank und andere Finanzaufsichtsbehörden eine Reihe von Zinserhöhungen vorgenommen hatten, kämpfen Immobilienunternehmen in ganz Europa darum, die Inflation einzudämmen. Die straffere Geldpolitik hat die Geschäftsabschlüsse in diesem Sektor weitgehend gestört und einen jahrzehntelangen Boom der Immobilienpreise zum Stillstand gebracht.
Eine weitere Folge dieser Geldpolitik: Besonders in deutschen "Boom"-Städten wie Frankfurt am Main oder München gingen die Preise für Immobilien im letzten Jahr deutlich zurück. Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend mindestens durch das Jahr 2023 fortsetzen wird.
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