Krieg lohnt sich, könnte der Titel der Meldung aus der Waffenschmiede Rheinmetall lauten. 2022 habe der Umsatz rund 6,4 Milliarden Euro betragen und damit etwa 13 Prozent mehr als 2021, teilte das Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen am Freitag in Düsseldorf mit. Das Kolbengeschäft, das teilweise bereits verkauft wurde, ist hierbei nicht eingerechnet.
Damit hat sich das Wachstum beschleunigt. Im Jahr 2021 war der Umsatz nur um rund 5 Prozent gestiegen. Beim operativen Ergebnis erwartet der Konzern für 2022 ein Plus von mehr als 20 Prozent ‒ das wären deutlich mehr als 700 Millionen Euro.
Organisch ‒ also ohne Währungseffekte und Zu- oder Verkäufe ‒ zogen die Erlöse im vergangenen Jahr allerdings nur um 10 Prozent an. Das waren weniger als die prognostizierten 15 Prozent. Diese unerwartet schwache Entwicklung begründete die Firma unter anderem damit, dass sie viel investiert habe:
"Diese Abweichungen resultieren zum einen aus mit Kunden abgestimmten Vorleistungen im wehrtechnischen Bereich, deren Abrufe sich in das Jahr 2023 verschieben",
heißt es in der Mitteilung des Konzerns.
Bereits fertige Ware liege auf Lager. Ein Beispiel für solche Vorleistungen sind ältere Marder-Schützenpanzer, die von Rheinmetall modernisiert wurden oder noch werden. Wie schon bei früheren Erfolgsmeldungen des einst wegen intransparenter Geschäfte, Steuerhinterziehung und Bestechung stark kritisierten deutschen Rüstungskonzerns zeigt sich hier, dass der Krieg in der Ukraine für massive Gewinne sorgt. Allein im ersten Quartal des Kriegsjahres 2022 war das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Millionen Euro auf 92 Millionen Euro gestiegen. Fehlleistungen ‒ wie unter anderem jüngst beim Totalausfall aller 18 Pumas, welche die Hersteller Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall als modernste Panzer angepriesen hatten, oder auch der Panzerhaubitzen ‒ scheinen den größten deutschen Rüstungskonzernen wenig anzuhaben.
Auch Munition hat Rheinmetall bereits umfangreich hergestellt, weil ihr Verkauf angesichts des Ukraine-Krieges sicher erscheint. Zudem gab Rheinmetall viel Geld aus, um seine Bestände an wichtigen Vorprodukten ‒ zum Beispiel Halbleitern ‒ zu erhöhen.
Rheinmetall ist auch als Autozulieferer tätig. In dieser Sparte war das vergangene Jahr weniger erfolgreich, da die globale Autoproduktion nicht sehr stark war. Doch begann auch hier das neue Jahr für Anleger des MDAX-Unternehmens erfreulich, da es zu Beginn dieser Woche einen Großauftrag mit einem Gesamtwert von über einer Viertelmilliarde Euro für Schaltschütz-Teile in Elektroautos erhalten hat.
Bereits im Sommer hatte der Hersteller Rheinmetall 100 der Schützenpanzer für die Ukraine angeboten. Inzwischen sind davon 40 für Griechenland bestimmt, das dafür Schützenpanzer sowjetischer Bauart in die Ukraine liefert ("Ringtausch"). Weitere 60 Marder werden aufgearbeitet und überholt und könnten früher oder später an die Ukraine abgegeben werden. Die Bundesregierung hat nach langem Zögern angekündigt, Schützenpanzer an die Ukraine zu liefern.
Nach der Lieferzusage bereitet das Verteidigungsministerium eine Abgabe aus den Beständen der Bundeswehr vor. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Freitagnachmittag war eine entsprechende Prüfung im Wehrressort aber noch nicht abgeschlossen. Untersucht wurde dabei auch, wie das Ziel einer schnellen Überlassung von 40 der Schützenpanzer erreicht werden kann.
Die Bundeswehr verfügt insgesamt über etwa 370 Marder, von denen viele vor einem Einsatz auch überholt werden müssen. Etwa die Hälfte gilt aktuell als einsatzbereit. Zudem sind Marder für die NATO-Verpflichtung in der Schnellen Eingreiftruppe (VJTF) gebunden, nachdem der Einsatz des moderneren Pumas auf Eis gelegt werden musste, weil das Glanzstück aus dem Hause Rheinmetall nicht einsatzfähig war.
Für das operative Ergebnis erwartet Rheinmetall nach ersten Einschätzungen ein Rekordjahr mit einem Wachstum von mehr als 20 Prozent. Entsprechend erhöht Rheinmetall die bisherige Guidance der operativen Marge auf mindestens 11,5 Prozent. Die endgültigen Geschäftszahlen für 2022 sowie den Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023 wird der in Düsseldorf ansässige Konzern Mitte März veröffentlichen.
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