Die globale Ordnung im Energiemarkt werde neu gestaltet, da die Vertiefung der Beziehungen zwischen China und dem Nahen Osten im Energiebereich den Aufstieg des Petroyuan bedeute, der den Petrodollar herausfordern könnte. Dies berichtet die britische Wirtschaftszeitung Financial Times am Mittwoch unter Verweis auf Einschätzungen des Analysten Zoltan Pozsar von der Schweizer Großbank Credit Suisse.
Pozsar zufolge habe China den Kauf von Rohöl und Flüssigerdgas (LNG) aus Iran, Venezuela, Russland und einigen afrikanischen Ländern in seiner Landeswährung erhöht. Doch das Treffen von Präsident Xi Jinping mit den Mitgliedsländern des Kooperationsrates der Arabischen Staaten des Golfes (GCC) im Dezember 2022 markiere "die Geburtsstunde des Petroyuan", so Pozsar in einer Mitteilung an seine Kunden.
Auf dem Gipfeltreffen bestätigte der chinesische Staatschef, dass Peking bereit ist, mit den GCC-Mitgliedsstaaten Energiekäufe in Yuan statt in US-Dollar zu tätigen. Zum Golfrat gehören sechs Länder der Arabischen Halbinsel: Kuwait, Bahrain, Saudi-Arabien, Katar, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate. Pozsar erklärte nun in seiner Analyse:
"China will die Regeln des globalen Energiemarktes neu definieren."
Auch die Mitglieder der BRICS-Allianz (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) stünden ebenfalls hinter dem Vorhaben, den Öl- und Gashandel zu entdollarisieren.
Nach Ansicht des Analysten der Credit Suisse seien die Schritte zur Abkehr vom US-Dollar im Energiehandel im Zuge der weitreichenden Sanktionen, die die westlichen Länder als Reaktion auf die Militäroperation in der Ukraine gegen Russland, einen der weltweit wichtigsten Energieproduzenten und -exporteure, verhängt haben, noch intensiver geworden. Pozsar fügte hinzu, dass die Dollar-Devisenreserven durch den Sanktionskrieg militarisiert wurden, was die Verwendung der Währung für wichtige Ex- und Importeure von Öl, Gas und anderen Rohstoffen unsicher mache.
Die Zusammenarbeit zwischen China und dem Golf-Kooperationsrat könnte eine gemeinsame Erkundung und Förderung in Gebieten wie dem Südchinesischen Meer sowie Investitionen in Raffinerien, die Chemie- sowie die Kunststoffindustrie umfassen.
Pozsar zufolge würde die Umsetzung all dieser Projekte in Yuan eine massive Veränderung im globalen Energiehandel bedeuten. Er fügte hinzu, dass der Handel mit dem Petroyuan, auch wenn er den US-Dollar nicht als Reservewährung ablöst, dennoch erhebliche wirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen für politische Entscheidungsträger und Investoren haben werde.
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