Bierhersteller in Tschechien sagen zwar, dass sie kein Bier mehr nach Russland verkaufen, dennoch wird es weiterhin geliefert – fast wie früher. Dies berichtet die tschechische Zeitung Lidové noviny.
Nach Angaben des tschechischen Statistikamtes für das dritte Quartal des Jahres 2022 sind die Bierlieferungen aus der Tschechischen Republik nach Russland nur um ein Drittel zurückgegangen, so die Zeitung. Vor Beginn der Militäroperation erreichten sie ein Rekordhoch, begannen dann von Monat zu Monat zu sinken, kamen aber im August wieder an das Vorjahresniveau heran. Und mehr noch: In diesem Jahr wurde Russland, was das Volumen betrifft, weltweit zum fünftgrößten Abnehmer von tschechischem Bier. Was den Geldwert angeht, steht Russland an vierter Stelle unter den hundert Ländern, in die tschechische Brauereien Bier exportieren.
Lidové noviny weist darauf hin, dass zwischen Januar und September 24,8 Millionen Liter Bier nach Russland gelangt sind. Im vergangenen Jahr wurden im gleichen Zeitraum 39 Millionen Liter geliefert. Diesen Daten zufolge werden also weiterhin Bierlieferungen aus der Tschechischen Republik nach Russland durchgeführt. Es lässt sich jedoch nicht feststellen, wer das Bier liefert, da sämtliche Brauereien eine Beteiligung an den Lieferungen abstreiten.
Der Zeitung zufolge sieht das Schema folgendermaßen aus: Eine tschechische Firma, die nichts mit dem Brauereiwesen zu tun hat, kauft eine Warenpartie. Dieser Vermittler muss sich nicht an die Sanktionen halten, da er kein Hersteller oder Markeninhaber ist, sondern nur ein Händler. Dann exportiert das Unternehmen die Charge nach Russland.
Zuvor hatten Medien berichtet, dass die tschechische Biermarke Budweiser mittelfristig auf den russischen Markt zurückkehren wird, "um ihre Marke zu schützen". Dies kündigte Petr Dvořák an, der Direktor der Brauerei Budweiser Budvar, wie iDNES im Oktober berichtete.
Dvořák erklärte, dass Budweiser Budvar einst den US-Markt verlassen und "sein Markenzeichen verloren" habe. Eine Wiederholung dieser Geschichte werde man daher nicht zulassen. Dvořák stellte fest:
"Wir waren in der Lage, bestehende Verbindlichkeiten und Schulden in Russland, die sich einschließlich der Kosten für die Rückgabe von Fässern auf mehr als eine Million Euro beliefen, erfolgreich zu bewältigen. Auch die bereits produzierten Behälter haben wir weitgehend recycelt. Es gibt nichts, was uns daran hindert, auf dem russischen Markt präsent zu sein, und es gibt keine Sanktionen, die den Export von Bier nach Russland verbieten."
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