Übergang zu Elektroautos könnte in der EU mehr als eine halbe Million Jobs vernichten

Die EU-Kommission plant laut Aussagen von Kommissar Thierry Breton, eine spezielle Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Umstellung auf Elektroautos zu errichten. Der Schritt sei der "größte industrielle Wandel", dürfte aber in der EU den Wegfall von Hunderttausenden von Jobs bedeuten.

Die Umstellung auf Elektroautos in der Europäischen Union (EU) könnte zu einem Verlust von 600.000 Arbeitsplätzen in der gesamten Staatengemeinschaft führen, warnte Thierry Breton, Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen. In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera sagte Breton:

"Der europäische Automobilsektor beschäftigt auf die eine oder andere Weise 12,7 Millionen Menschen, was 6,6 Prozent aller Arbeitsplätze in der EU ausmacht. Der Übergang zu Elektroautos wird Hunderttausende von Arbeitsplätzen vernichten, bis zu 600.000 in der gesamten EU."

Der Vertreter der EU-Kommission bezeichnete die Umstellung als den "größten industriellen Wandel", dem die EU gegenüberstehe, insbesondere wenn man die knappen Fristen bedenke.

Breton sprach dabei über den Plan der EU, die Autohersteller zu verpflichten, ihre Kohlendioxidemissionen bis 2035 um 100 Prozent zu senken, was praktisch ein Verkaufsverbot für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge in der EU bedeuten würde. Demnach sollen dann ab 2035 nur noch neue Fahrzeuge verkauft werden, die keine Treibhausgase ausstoßen. Laut Einigung sollen außerdem die CO2-Emissionen neu zugelassener Autos schon ab 2030 gegenüber 2021 um 55 Prozent reduziert werden.

Der Plan wurde letzte Woche durch eine vorläufige Vereinbarung zwischen Unterhändlern aus den EU-Mitgliedsstaaten, dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission beschlossen. Er muss nun vom Europäischen Parlament und vom Rat der EU formell verabschiedet werden, um Gesetz zu werden.

Während der Zeitrahmen für die Verabschiedung der Verordnung unklar bleibt, kündigte Breton an, dass er eine spezielle Arbeitsgruppe aus Vertretern der Automobilindustrie, der Gewerkschaften, der Verbraucher und der Stromerzeuger einrichten wolle, um die praktischen Fragen zu klären. So sei beispielsweise die Zahl der Ladestationen in der EU derzeit zu gering, und es sei ein flächendeckendes Netz in der gesamten Union erforderlich.

Die Arbeitsgruppe soll außerdem untersuchen, welche Ressourcen für die Batterieproduktion benötigt werden, wie jenen geholfen werden kann, die aufgrund der Umstellung ihren Arbeitsplatz verlieren, und wie Elektroautos für die Verbraucher besser zugänglich gemacht werden können. Breton schätzt in dem Interview, dass im Jahr 2050 nur noch 20 Prozent der in der EU genutzten Autos mit Verbrennungsmotoren fahren werden.

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