Gaspreisdeckel – Katar wirft EU Heuchelei vor

Der Energieminister Katars wirft der EU Heuchelei vor. Die freie Preisbildung sei für alle die beste Lösung, sagte er im Hinblick auf Pläne der Europäischen Union für einen Preisdeckel. Die EU hatte zuvor ein Kartellverfahren gegen Katar wegen Marktverzerrung abgeschlossen.

Katar übt schwere Kritik an Plänen der EU-Kommission zur Deckelung der Gaspreise. 

Wie die Agentur Bloomberg meldet, wirft der Energieminister von Katar der EU-Kommission Heuchelei vor. Freie Preisbildung sei für alle die beste Lösung, sagte Energieminister Saad Al Kaabi in einem Interview mit Bloomberg TV. 

Die EU-Kommission will einen Korridor für den Gaspreis festsetzen und damit die Höhe des Gaspreises begrenzen. Dieser Eingriff in den Markt widerspreche den Regeln des freien Wettbewerbs, welche die EU zuvor für die Produzenten angewandt habe, sagte Al Kaabi.

Eine künstliche Begrenzung des Preises hätte zudem den Effekt, dass Investitionen in die Erschließung neuer Quellen unterblieben, führte der Minister weiter aus. Auch könnten Rivalen den Markt der EU austrocknen, indem sie nur einen Cent mehr als den von der EU gedeckelten Preis anböten und so Lieferströme zu sich umleiten. 

Das Verhältnis der EU zu Katar war bereits zuvor durch ein kartellrechtliches Verfahren belastet worden, das die EU nach vier Jahren im März 2022 abschloss. 

Der Vorwurf der Europäischen Kommission war, Katar würde seine Marktmacht ausnutzen und über Verträge die freie Verteilung von LNG innerhalb der EU verhindern. 

Das Emirat am Persischen Golf weist darauf hin, dass die Probleme im Energiesektor für die EU noch bis mindestens 2025 bestehen bleiben werden, wenn Russland seine Gaslieferungen nicht wieder aufnimmt. Die EU will von russischen Energielieferungen unabhängig werden. Angebote Russlands, über den letzten intakten Strang der Nord Stream-Pipeline Gas nach Deutschland zu liefern, lehnt Berlin unter Verweis auf eine fehlende Zertifizierung bisher ab. Drei der vier Stränge der Pipeline, die Gas aus Russland durch die Ostsee direkt nach Deutschland liefert, waren bei einem Sabotageakt zerstört worden. 

Versuche des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck (Die Grünen) und von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Katar als Lieferanten von Flüssiggas zu gewinnen, sind bisher gescheitert. Der Aufbau neuer Kapazitäten dauere mehrere Jahre, war das Argument für die Absage des Emirats an Deutschland. Zudem lohne sich das Investment nur mit langfristigen Verträgen. Diese will Deutschland angesichts des geplanten Ausstiegs aus der Verwendung von fossilen Energieträgern jedoch nicht eingehen.

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