Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman al Saud hat am Dienstag mehrere Länder dafür kritisiert, durch die Nutzung ihrer Notvorräte an Erdöl die Brennstoffmärkte zu manipulieren. Dem Minister zufolge sollten die Regierungen stattdessen jegliche Engpässe bei der Erdölversorgung mindern. Bei einer Konferenz in Riad sagte Abdulaziz:
"Es ist meine feste Verpflichtung, der Welt klar zu machen, dass sich eine Freigabe von Notreserven in den kommenden Monaten als schmerzhaft erweisen könnte."
Diese Äußerung war nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters eine klare Kritik an die Adresse der USA, nachdem die Regierung von Joe Biden beschlossen hatte, Rohöl aus der nationalen strategischen Reserve zu verkaufen, um die Benzinpreise vor den Halbzeitwahlen am 8. November zu senken. Die US-Behörden begründeten den Schritt mit der Notwendigkeit, die Energiesicherheit des Landes zu fördern.
Drohungen aus Washington
Die Beziehungen zwischen den USA und der Golfmonarchie hatten sich Anfang Oktober sichtlich getrübt, nachdem die von Saudi-Arabien angeführte Organisation erdölexportierender Länder OPEC+ sich darauf geeinigt hatte, die Förderung des Brennstoffs ab November um zwei Millionen Barrel pro Tag zu reduzieren.
Für Washington, das sich direkt gegen jegliche Produktionssenkung ausgesprochen hatte, kam diese Entscheidung völlig überraschend. Der US-Präsident zeigte sich "enttäuscht vom kurzsichtigen Beschluss" der OPEC+. Gleichzeitig kündigte Biden gewisse Konsequenzen für das bilaterale Verhältnis mit Riad an, da er hinter der OPEC+-Entscheidung eine Abmachung mit Russland vermutet.
"Wir sind mit Saudi-Arabien"
Als der saudische Energieminister danach gefragt wurde, wie sich das Verhältnis mit Washington im Energiebereich wieder auf den richtigen Weg bringen ließe, antwortete er, dass sein Land beschlossen habe, die "reifere Partei" zu sein.
"Ich höre immer wieder 'Seid ihr mit uns oder gegen uns?'. Gibt es etwa keinen Raum für 'Wir sind mit Saudi-Arabien und mit dem Volk von Saudi-Arabien'?"
Die USA und die erdölreiche Golfmonarchie sind eigentlich seit Jahrzehnten Partner. Obwohl Biden in diesem Sommer Saudi-Arabien besucht hat, bleibt das Verhältnis nicht zuletzt wegen des Mordes an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi belastet. Khashoggi war vor vier Jahren in Istanbul von einem Killerkommando aus Riad ermordet worden. US-Geheimdienste machen den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman dafür verantwortlich. Dieser weist die Anschuldigung zurück.
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