Euroländer gegen Doppelwumms: Deutschland unter Druck

Die Länder des Euro fürchten um eine Verstärkung der Ungleichgewichte im Währungsraum durch die von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungen. Finanzschwache Länder sehen darin eine Subvention der deutschen Industrie.

Die EU-Länder blicken erneut kritisch auf Deutschland. Der mit einer Neuverschuldung von 200 Milliarden Euro einhergehende "Doppelwumms" der Ampel-Koalition wird innerhalb der EU kritisch kommentiert. 

Wie das Handelsblatt berichtet, erhöhen die Finanzminister den Druck auf Deutschland. Bei einem Treffen der EURO-Gruppe muss Lindner das von der Bundesregierung beschlossene Entlastungspaket verteidigen. Die EURO-Gruppe ist die Zusammenkunft der Finanzminister derjenigen Länder, die den Euro als Zahlungsmittel verwenden. Das Treffen dient vor allem der gemeinsamen Steuerung der Finanzpolitik des Währungsraums. 

Die Länder befürchten einen Wettbewerbsvorteil für die deutsche Industrie, durch den sich das Ungleichgewicht in der Eurozone weiter verstärkt. Kritisch wird angemerkt, dass die umfassende Entlastung gegen die Grundsätze der EU und des Euro verstößt. 

Deutschland steht seit langer Zeit wegen seines Geschäftsmodells in der Kritik. Deutschlands Wirtschaft setzt vor allem auf Export. Seine Exportstärke bezieht Deutschland unter anderem aus niedrigen Lohnabschlüssen. Aus diesem Grund lag die Inflationsrate in Deutschland immer deutlich unter der von der EZB angestrebten Zielinflation von knapp unter 2 Prozent. Aufgrund der Unmöglichkeit der Abwertung stiegen in den anderen EU-Ländern Schuldenlast und Arbeitslosigkeit an. 

Die Euro-Länder fürchten nun eine Wiederholung. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslage sind sie in unterschiedlichem Ausmaß zur Schuldenaufnahme fähig. Die Befürchtung ist, dass sich Deutschland über Schulden für die deutsche Industrie einen Vorteil verschafft, indem es die hohen Energiekosten in höherem Maße abfedert als es andere Länder vermögen.  

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